Davis Cup: ÖTV-Herren im Herbst gegen Ungarn ums Finalturnier
Es war ein perfektes Wochenende für Österreichs Nationalmannschaft: Durch einen im Endeffekt klaren 4:0-Erfolg gegen Finnland im Multiversum Schwechat haben die ÖTV-Herren die erste Qualifikationsrunde zu den Davis Cup Finals 2025 gemeistert und sich für heuer bereits jeglicher Abstiegssorgen entledigt. „Ich bin überglücklich, dass wir mit 4:0 gewonnen haben. Österreich ist im Welttennis hiermit wieder in aller Munde“, freute sich ÖTV-Davis-Cup-Kapitän und -Sportdirektor Jürgen Melzer über diesen Coup seines Teams, das mittlerweile seit September 2023 (1:3 gegen Portugal in der Weltgruppe I – damals ebenfalls im Multiversum Schwechat) kein einziges Match mehr verloren hat (4:0 in Irland und 3:0 gegen die Türkei 2024, nun eben 4:0 gegen Finnland). Mit dem jetzigen Sieg gegen die Skandinavier konnte man immerhin einen Gegner eliminieren, der sich als Halbfinalist von 2023 sowie Viertelfinalist von 2024 in den letzten Jahren einen Namen gemacht und sich im Konzert der Topnationen etabliert hatte.
Jetzt darf man sogar von mehr träumen: Im Zeitraum 12. bis 14. September geht es um einen der begehrten Plätze fürs lukrative Finalturnier. Der Gegner steht seit Sonntag am späten Abend inzwischen fest: Es wartet ein Auswärtsspiel im Nachbarland Ungarn, das – im Gegensatz zu Österreich – derzeit zwei ATP-Top-100-Einzelspieler vorweisen kann. Fábián Maroszán (ATP 57), Márton Fucsovics (ATP 96) und Co. setzten sich nach einem spannenden Länderkampf gegen Kanada (ohne die Topspieler Félix Auger-Aliassime und Denis Shapovalov angetreten) auswärts in Montréal mit 3:2 durch. Nach 2:0-Führung für Ungarn nach dem ersten Tag wurde es nochmal eng, doch Fucsovics gewann schließlich das alles entscheidende fünfte Match mit 7:6 (8), 6:4 gegen Alexis Galarneau (ATP 176). Österreich hat die bislang einzigen zwei Duelle mit Ungarn beide verloren, diese datieren jedoch aus den Jahren 1948 (0:5 in Budapest) und 1983 (2:3 daheim in Pörtschach) und besitzen somit keine Aussagekraft mehr.
„Wir können stolz darauf sein, dass wir uns in diese Position gebracht haben“
Im rot-weiß-roten Lager standen am Wochenende freilich noch weniger die Gedanken an den nächsten Gegner als vielmehr die Freuden über das eben Geleistete im Vordergrund. Am ersten Tag hatten Lukas Neumayer (gegen Finnlands Nummer eins, ATP-Nummer 97 Otto Virtanen) und Jurij Rodionov ihre Einzelpartien jeweils nach drei Sätzen und hartem Kampf für sich entschieden. Im letztlich entscheidenden Doppel, welches Lucas Miedler und Alexander Erler nach abgewehrtem Matchball sowie 0:5-Rückstand im Tiebreak des dritten Satzes noch gewannen, hielt es Kapitän Melzer nicht mehr viel auf der Bank: „Die Dramaturgie hat, finde ich gepasst“, lächelte der Niederösterreicher nach dem Sieg. „Ich bin sehr froh, dass wir es vermieden haben, dass wir noch ein drittes oder viertes Einzel gewinnen haben müssen. So steht am Ende ein 4:0 da, das sehr glatt ausschaut – auch wenn die Matches (bis zum 3:0; Anmerkung) alle eng waren. Das ist das Schöne und das Gute, was man der Mannschaft definitiv anrechnen muss: Dass sie die entscheidenden Situationen an diesem Wochenende perfekt gespielt hat.“ Der tolle Teamgeist innerhalb der ÖTV-Herren war für Melzer hierbei auch einer der mitentscheidenden Faktoren: „Das Teamgefüge und die Stimmung im Team stimmen einfach.“
Gerade im Zusammenhang damit, dass Österreich wegen den Verletzungsproblemen von Sebastian Ofner derzeit ohne Top-100-Mann dasteht, sah Melzer im Sieg gegen Finnland einen starken Impuls fürs heimische Herrentennis: „Ich glaube, dass es sehr wichtig für uns ist, dass wir unseren Sport, besonders in unserem Heimatland, so gut repräsentiert haben. Es hat in der Halle wirklich eine super Stimmung geherrscht. Ein klarer Sieg über Finnland, mit einem nächsten Match im September, wo es nun echt ums Finalturnier der besten Acht geht: Wir können stolz darauf sein, dass wir uns in diese Position gebracht haben und wir seit langem mal wieder ein Match in der Hauptrunde der besten Nationen gewonnen haben. Es ist einfach lässig, dass wir jetzt die Chance haben, um Bologna zu spielen.“ In der norditalienischen Großstadt steigen vom 18. bis 23. November dann die besagten Davis Cup Finals der stärksten acht Nationen – wenn man Ungarn bezwingen sollte, dann zum zweiten Mal nach 2021 mit Österreich. „Das haben wir uns erarbeitet, das haben sich die Spieler erarbeitet, und das taugt mir extrem. Wir freuen uns darauf, das ist eine gute Werbung für unseren Sport. Und hoffentlich können wir eine weitere Überraschung gegen Ungarn schaffen.“ Melzer stellte jedoch klar: „Wir sind Außenseiter. Hoffentlich können wir im September auch mit Sebastian Ofner einlaufen, er wäre eine wertvolle Ergänzung zu unserem Team. Wir werden jedenfalls weiter zusammenhalten, versuchen zu kämpfen und drei Punkte zu holen und nach Bologna zu fahren.“
Davis Cup 2025, 1. Qualifikationsrunde in Schwechat
Österreich – Finnland 4:0
Freitag, 15:00 Uhr
Lukas Neumayer – Otto Virtanen 6:4, 6:7 (4), 6:3
Jurij Rodionov – Eero Vasa 2:6, 6:3, 6:3
Samstag, 12:00 Uhr
Alexander Erler / Lucas Miedler – Patrick Kaukovalta / Patrik Niklas-Salminen 4:6, 7:6 (7), 7:6 (6)
Filip Misolic – Eero Vasa 6:4, 6:0