BILLIE JEAN KING CUP

Im Februar 2019 gelang dem österreichischen Fed-Cup-Team in Luxemburg der sofortige Wiederaufstieg in die Europa/Afrika-Zone I, im November 2022 dann gar der Sprung in die Qualifikationsrunde zu den Billie Jean King Cup Finals 2023. Doch nach zwei Niederlagen im Länderspieljahr 2023 ruft für die ÖTV-Damen 2024 wieder die Europa/Afrika-Zone I.

Seit 2021 heißt der Fed Cup zu Ehren der großen Damentennis-Ikone Billie Jean King Cup. Nach der dem Coronavirus bedingten Pause in diesem Jahr belegten die ÖTV-Ladies im ersten Jahr danach, 2022, in der Europa/Afrika-Zone I den guten fünften Rang unter elf Nationen und erbten einen Platz im Play-off, wo man im November 2022 mit einem 3:2-Heimsieg gegen Lettland die Qualifikationsrunde zu den Billie Jean King Cup Finals 2023 erreichte. Nach einer dortigen 0:4-Niederlage gegen die Rekordsiegerinnen aus den USA und einem 2:3 im Play-off gegen Mexiko im November 2023 ging es jedoch wieder eine Klasse runter.

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Die jüngere Vergangenheit

Seit Dezember 2018 ist Marion Maruska Kapitänin. Das Ziel für die Kalenderwoche 6 im Jahr 2019 war mit dem sofortigen Wiederaufstieg in die Gruppe I klar definiert. Das Turnier wurde in Esch-sur-Alzette in Luxemburg ausgetragen. Österreich besiegte in der Gruppenphase Tunesien 2:1 und Bosnien 3:0, in der Relegation wurde mit dem 2:0 gegen Israel der Aufstieg fixiert.

Ein Jahr später ging’s erneut nach Tallinn. Nach dem 0:3 gegen Italien und dem 2:1 gegen Griechenland mussten sich Österreichs Damen beim Turnier der Europa/Afrika-Zone I Gastgeber Estland mit 1:2 geschlagen geben. Aber: Der Punkt, den Melanie Klaffner und Sinja Kraus im abschließenden Doppel holten, reichte aus, um in der Tabelle an Griechenland vorbeizuziehen. Österreich beendete somit das Turnier als Gruppendritter und schaffte den Klassenerhalt.

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„Ich bin wirklich stolz und happy, dass wir das Ziel, das ich ausgegeben habe, erreicht haben“, sagte Maruska. „Nach dem Sieg gegen Griechenland habe ich zu glauben begonnen, dass wir es schaffen können. Dass das jetzt schon in der Gruppenphase passiert ist, ist umso schöner.“ Verantwortlich für den Erfolg sei eine starke Teamleistung gewesen: „Jede Einzelne hat ihren Part erfüllt. Julia Grabher hatte als Nummer 1 den großen Druck, bei 0:1 gegen deutlich besser klassierte Spielerinnen reingehen zu müssen; Mira Antonitsch hat gegen die Italienerin Camilla Giorgi einen sensationellen ersten Satz hingelegt; und das Doppel mit Melanie Klaffner und Sinja Kraus ist toll eingespielt und hat drei großartige Matches abgeliefert.“

Aufgrund der Coronavirus-Pandemie war auch Österreich erst wieder im Jahr 2022 im Einsatz, und zwar vom 11. bis 16. April in der Europa/Afrika-Gruppe I in der Kreisstadt Serik in der türkischen Provinz Antalya. Die ÖTV-Damen waren erneut mit dem Ziel Klassenerhalt ins Turnier gegangen, verkauften sich aber teuer und hatten nach einem 2:1 über Bulgarien, einem 1:2 gegen Slowenien, einem 3:0 über Georgien und einem 2:1 gegen Schweden bis zum letzten Gruppenspiel gar die Chance auf den Aufstieg. Das entscheidende Spiel gegen die starken Kroatinnen ging jedoch mit 1:2 verloren, womit es der dritte Rang im Pool B wurde. Beim Spiel um Platz fünf wurde abschließend dann noch Gastgeber Türkei mit 2:0 geschlagen. „Es war ein schöner Ausklang dieser gelungenen Länderkampfwoche“, freute sich Maruska.

Platz in der Weltgruppe I geerbt

Der Sieg gegen die Türkei im vermeintlich bedeutungslosen Platzierungsspiel sollte sich für das ÖTV-Team allerdings noch als sehr wichtig erweisen. Denn im Juni erfuhr die Auswahl von Maruska, dass man nach dem Ausschluss von Russland und Weißrussland aufgrund der Kriegshandlungen in der Ukraine sowie der Bestimmung von Glasgow als Austragungsort der Billie Jean King Cup Finals 2022 den Platz von Großbritannien in der Weltgruppe I im Herbst erhält. Jener bietet die Chance auf ein Ticket für die Qualifikation im Frühjahr 2023 zu den nächstjährigen Billie Jean King Cup Finals im Herbst 2023. „Das ist für uns sehr überraschend gekommen, aber es freut uns extrem. Es haben sich eigentlich alle riesig darauf gefreut, mal wieder so ein richtiges Billie-Jean-King-Cup-Match zu spielen, wie beim Davis Cup mit vier Einzeln und einem Doppel – und nicht so viele Länderkämpfe hintereinander in einer Woche wie im Frühjahr in der Türkei. Wir haben uns dort jedoch super präsentiert, ein wirklich gutes Resultat eingefahren, und dafür haben wir uns diese Chance jetzt auch verdient“, sagte Captain Maruska.

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Am 16. Juni fand die Auslosung statt, bei der Österreich ein Heimspiel gegen Lettland (Topspielerinnen Jelena Ostapenko und die von Verletzungsproblemen geplagte Anastasija Sevastova) am 11. und 12. November zugeteilt wurde. „Grundsätzlich ist unser Los okay. Es kommt ganz darauf an, in welcher Besetzung Lettland antreten wird, sie hätten zwei Topspielerinnen in ihren Reihen. Wenn sie nicht in der besten Besetzung kommen sollten, hätten wir aber relativ gute Karten. Ich gehe jedoch davon aus, dass sie im Herbst dann wieder stärker aufgestellt sein werden und zumindest Ostapenko wohl spielen wird“, vermutete Maruska. Als Austragungsort für den Länderkampf wurde das Multiversum Schwechat festgelegt.

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Überraschung gegen Lettland – und Hammerlos für 2023

Und die Überraschung sollte gelingen: Das Alpstar Austria Billie Jean King Cup Team Austria schaffte sogar ohne die heimische Nummer eins Julia Grabher den Coup im Play-off gegen Lettland. Die ÖTV-Damen-Nationalauswahl setzte sich, bei ihrem ersten Heimmatch seit April 2008, vor begeisterten Fans im Multiversum gegen die favorisierten Baltinnen knapp mit 3:2 durch. Das eingespielte Duo Melanie Klaffner und Sinja Kraus stellte hierbei im alles entscheidenden Doppel den Sieg für die Mannschaft von Kapitänin Marion Maruska sicher. Die Oberösterreicherin und die Wienerin bezwangen Diana Marcinkevica und Jelena Ostapenko nach rund 1:21 Stunden Spielzeit mit 7:5, 6:3 und sorgten für Jubelströme in Rot-weiß-rot – Sektduschen für alle Beteiligten inklusive, auch für die diesmal nicht zum Einsatz gekommene Barbara Haas, Teammasseur Werner Farmer, Physiotherapeutin Katrin Müllner und Veranstalter Florian Leitgeb von der Agentur Champ Events.

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War man den Lettinnen 2015 in Budapest (Ungarn) mit 1:2 und 2018 in Tallinn (Estland) noch mit 0:3 unterlegen gewesen, so glückte beim dritten Versuch nun der Coup und die erfolgreiche Revanche. Damit spielen Österreichs Tennisdamen im Frühjahr 2023 am 14. und 15. April sensationell in der Qualifikationsrunde für die hochprämierten Billie Jean King Cup Finals 2023. Ihre dortigen Gegnerinnen erfuhren die ÖTV-Ladies bereits einen Tag nach dem Sieg über Lettland, bei der Auslosung am 13. November in Glasgow (Schottland): Es wurde mit einem Auswärtsspiel in den USA ein ganz anderes Kaliber als Lettland, gegen eine absolute Tennis-Weltmacht. Während Österreich mit Grabher (WTA-Rang 84) seit dem 12. September 2022 nach längerer Zeit immerhin wieder eine WTA-Top-100-Spielerin vorweisen kann, kann die Mannschaft von US-Captain Kathy Rinaldi zum Zeitpunkt der Auslosung gleich 13 Spielerinnen zu diesem elitären Kreis zählen. Allein vier davon befinden sich unter den besten 14 in der Welt: Jessica Pegula (WTA 3), die erst 18 Jahre alte French-Open-Finalistin Coco Gauff (WTA 7), Ex-US-Open-Finalistin Madison Keys (WTA 11) und Australian-Open-Finalistin Danielle Rose Collins (WTA 14).

Und die ÖTV-Damen mussten die Überlegenheit der Gastgeberinnen in der Tat neidlos anerkennen: In Delray Beach, US-Bundestaat Florida, setzte es eine klare 0:4-Niederlage. Grabher und Kraus wussten in ihren Einzelmatches zwar vor allem in den zweiten Sätzen gut dagegenzuhalten, so wie das Doppel Klaffner und Kraus, doch zu einem Satzgewinn reichte es letztlich nicht. Eine weitere Sensation gegen die USA wie 2002 und 2004 hatte Kapitänin Maruska freilich auch nicht erwartet – „man kann das mit den anderen Malen auch nicht vergleichen, denn damals waren wir in den Rankings nicht so weit auseinander wie diesmal, wo die US-Damen gleich zwei Top-Ten-Spielerinnen und Heimvorteil hatten.“ Grabher und Kraus hätten sich „sehr gut verkauft“, befand die Niederösterreicherin. „Sie haben gesehen, dass sie mit Top-Ten-Spielerinnen mitspielen können – obwohl sie noch nie zuvor gegen eine solche gespielt haben. Und da merkt man auch, was alles noch fehlt. Beide haben sicher viele wertvolle Erfahrungen mitgenommen und können auch darauf aufbauen.“ Im abschließenden Doppel sei „wesentlich mehr drinnen gewesen“, die Leistung stimmte Maruska aber auch hier zufrieden.

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Die ÖTV-Abordnung in Delray Beach.

Zurück in die Europa/Afrika-Gruppe I

Nachdem sich die USA in der Qualifikationsrunde zu den Billie Jean King Cup by Gainbridge Finals 2023 wie befürchtet als zu stark erwiesen hatten, erhielt Österreichs Damen-Nationalmannschaft im Herbst die nächste Chance, sich wieder einen Platz in der Qualifikation für das Finalturnier 2024 zu erspielen. Die Auslosung brachte dem Team von Marion Maruska die an acht und somit von der Papierform her schwächsten gesetzten Kontrahentinnen: Die ÖTV-Ladies trafen in den Play-offs daheim auf Mexiko, die Nummer 20 im ITF-Damen-Nationenranking. Beide Nationen besaßen zum Zeitpunkt der Auslosung genau zwei Spielerinnen in den Top 200 der Welt, Mexiko aber im Gegensatz zu Österreich bei weitem keine Vertreterin unter den Top 100. Jene auf Seiten Österreichs, Julia Grabher, fiel allerdings aufgrund einer bei den US Open im Training erlittenen Handgelenksverletzung letztlich aus. So startete der Länderkampf unter höchst ausgeglichenen Voraussetzungen.

Die enge Ausgangslage sollte sich am 11./12. November 2023 auch auf dem Sandplatz so darstellen, der wie ein Jahr davor im Multiversum Schwechat aufgebaut wurde. Nachdem Tamira Paszek das Auftaktspiel gegen Fernanda Contreras Gómez verlor, glich zunächst Sinja Kraus gegen die Doppel-Weltklassespielerin Giuliana Olmos aus und stellte auf 1:1 nach dem ersten Tag. Doch am zweiten Tag musste sich die Wienerin im Einserduell Contreras Gómez trotz eines Blitzstarts von 6:0 im ersten Satz knapp geschlagen geben. Diesmal sorgte Paszek durch einen hart erkämpften Sieg über Olmos für den Gleichstand. Die Entscheidung musste also im Doppel fallen – und sie tat dies auf die knappste Art und Weise. Das eingespielte Duo Melanie Klaffner und Kraus zog gegen Contreras Gómez und Olmos nach einem Hin und Her im dritten Satz letztlich im alles entscheidenden Tiebreak den Kürzeren und unterlag mit 3:6, 6:3, 6:7 (6), in einem Thriller ohne Happy End.

„Es waren heute alles enge Matches, das Doppel dann supereng. Da waren es zwei Punkte, die uns einfach gefehlt haben“, analysierte Kapitänin Maruska. Die dem Sieg zwar nachtrauerte, „aber man kann natürlich trotzdem auch viel Positives mitnehmen. Beide Gegnerinnen waren auf dem Papier im Doppel weit stärker einzuschätzen. Ich finde, Melanie und Sinja haben wieder ein gutes Doppelmatch gespielt und haben es von Anfang an sehr, sehr gut gemacht. Und zum Schluss hat halt das Alzerl gefehlt.“ Womit es 2024 wieder zurück in die Europa/Afrika-Gruppe I geht, vom 10. bis 15. April wird in der Megasaray Tennis Academy in der Kreisstadt Serik in der türkischen Provinz Antalya gespielt. Dort ist es „natürlich unser Ziel, dass wir es wieder nach oben schaffen. Wir können das schon schaffen“, meinte Maruska, doch dies sei selbst mit der aktuell ums Comeback kämpfenden heimischen Topspielerin Julia Grabher an der Spitze schwer. „Diese Europa-Afrika-Gruppe ist auch extrem stark. Nicht mal Kroatien mit zwei Top-100-Spielerinnen mit Petra Martic und Donna Vekic hat es geschafft, dass sie dann so weit wie wir kommen. Das muss man auch mal sagen. Da bin ich auch wirklich stolz auf unser Team, dass wir das letztes Jahr geschafft haben, hinaufzukommen.“

Letzte Begegnung: Play-off
Österreich – Mexiko 2:3

(11./12.11.2023, Schwechat)

    Tamira Paszek – Fernanda Contreras Gómez 2:6, 5:7
    Sinja Kraus – Giuliana Olmos 7:5, 6:2
    Sinja Kraus – Fernanda Contreras Gómez 6:0, 2:6, 4:6
    Tamira Paszek – Giuliana Olmos 7:5, 5:7, 6:3
    Melanie Klaffner / Sinja Kraus – Fernanda Contreras Gómez / Giuliana Olmos 3:6, 6:3, 6:7 (6)