Gleichberechtigung im Sport: Zwischen Hürdenlauf und Höhenflug
Dieser Tag hat große Potenziale für den Frauensport erschlossen. Die FE&MALE Sports Conference „Advantage Ladies“, die im Rahmen des WTA-Damentennisturniers Upper Austria Ladies Linz im Design Center Linz der oberösterreichischen Landeshauptstadt durchgeführt wurde, eröffnete Perspektiven, präsentierte Visionen und lieferte starkes Datenmaterial zur Betrachtung des Frauensports in Österreich.
Das Motto „Successful Together“, das über die dritte Ausgabe der Frauensportkonferenz gesetzt wurde, hat die Richtung vorgegeben. Collaborations zwischen Sport, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien erhöhen gerade aufgrund der Kraft des Sports die Chancen für eine Veränderung auch auf gesellschaftlicher Ebene.
Gleich im Eröffnungspanel lieferten Segel-Goldmedaillengewinnerin Lara Vadlau und Genetiker Markus Hengstschläger in einem spannenden Dialog der Möglichkeiten starke Argumente.
Univ. Prof. Mag. Dr. Markus Hengstschläger: „Österreich braucht es wie ein Stück Brot, dass es Menschen gibt, die es nicht so machen wie alle anderen, sondern die ihren eigenen Weg gehen.“
Dr. Lara Vadlau: „Beim Segeln muss man, wie so oft im Leben, sehr flexibel auf Situationen reagieren. Je besser man sich auf solche Dinge vorbereitet, desto sicherer fühlt man sich natürlich. Natürlich spielt dabei auch Vertrauen eine ganz entscheidende Rolle. Durch den großartigen Erfolg im letzten Sommer ist mir erst bewusst geworden, wie viele Menschen ich durch meinen Sport erreichen und mitreißen kann. Ich glaube schon, dass wir in Österreich genug Vorbilder haben, aber wir müssen sie medial noch besser begleiten. Im Fernsehen wird es zum Beispiel nach dem Fußball und Skifahren schon schwierig.“
Vadlau gab im Rahmen der Konferenz außerdem bekannt, dass sie auch bei den nächsten Olympischen Spielen in Los Angeles wieder an den Start gehen wird.
Market-Institut: Spannende Daten zum Status Quo des Frauensports in Österreich
Die mit Spannung erwartete Präsentation der vom Market-Institut durchgeführten Befragung zum Frauensport in Österreich unter der österreichischen Bevölkerung und von Mitgliedern von Sport Austria setzte Institutsvorstand David Pfarrhofer unter die Überschrift „Frauensport in Österreich, zwischen Hürdenlauf und Höhenflug“. Die Ergebnisse fasste er wie folgt zusammen:
Frauensport ist Hindernislauf – obwohl das Zeug zum Höhenflug da wäre. „Sport ist traditionell männlich (selbst Frauen sehen mehr Männersport) – und es wird viel zu wenig getan, um da gegenzusteuern. Warten und hoffen auf eine zukünftige Verbesserung der Situation alleine wird zu wenig sein – auch junge Menschen denken in tradierten Bahnen, auch wenn andere Medienkanäle genutzt werden“, berichtete Pfarrhofer, nannte aber auch entscheidende Lichtblicke, die Hoffnung machen:
- In manchen Sportarten ist das Interesse an Frauensport nahe beim Männersport (z. B. Wintersport).
- Zumindest das Wissen um die Benachteiligung des Frauensports ist weit verbreitet, und auch erste Anzeichen für Veränderung lassen sich aufspüren – allerdings geschieht dies in eher langsamem Tempo.
Dementsprechend benötigt der Frauensport Turbos auf gesellschaftlicher Ebene:
- Mehr Awareness bei den Sponsoren
- Bessere finanzielle Ausstattung
- Mehr Präsenz in (allen) Medien
Und auch im Alltag für (angehende) Sportlerinnen sind laut Pfarrhofer Hürden abzubauen. Es braucht familienfreundliche Rahmenbedingungen, verbesserte Sportangebote in den Regionen und Gleichstellungsregelungen auch im Sport.
Die FE&MALE Sports Conference „Advantage Ladies“ wird in Kooperation zwischen Sport Austria, dem Österreichischen Tennisverband und dem WTA-500-Turnier Upper Austria Ladies Linz, das noch bis zum 2. Februar in Linz stattfindet, durchgeführt. Die drei Veranstalter betonten im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz die unbedingte Notwendigkeit einer entsprechenden Veranstaltung und gleichzeitig die Motivation für weitere Anstrengungen zur Stärkung des Frauensports.
Statement Sport-Austria-Präsident Hans Niessl: „Die Umfrage des Market-Instituts gibt der Sportpolitik sehr gute Anhaltspunkte, wo sie einhaken muss, um die Situation des Frauensports verbessern zu können. Dass für den größten Teil der Befragten vor allem mehr Bewegungseinheiten in Kindergärten und Schulen nötig erscheinen, um das Thema Sport und Bewegung stärker in den Alltag junger Mädchen zu rücken, unterstreicht die Sport-Austria-Forderung nach einer Vollausrollung der Täglichen Bewegungseinheit. Nur in Kindergärten und Schulen können wir alle gesellschaftlichen Bereiche im Sinne einer Gesundheitserziehung erreichen. Wer früh mit Bewegung in Kontakt kommt, wird auch im Erwachsenenalter Sport betreiben, dadurch ein schöneres, gesünderes Leben führen und dem Staat auch noch Krankheitskosten ersparen. Das ist so simpel wie logisch wie auch der zweite Punkt aus der Umfrage, den ich hervorheben möchte: 37 Prozent gaben an, dass Frauen Sportstätten mit den gleichen Standards wie Männer benötigen. Was nach einer Selbstverständlichkeit klingt, ist es leider nicht. Dieser Aspekt muss deshalb bei unserer Forderung nach einer österreichweiten Sportstättenoffensive, bei der Sportanlagen neu errichtet, aber auch bestehende modernisiert werden sollen, unbedingt berücksichtigt werden. Denn gute Sportstätten sind die Grundlage einer qualitätsvollen Sportausübung.“
Statement Martin Ohneberg, Präsident Österreichischer Tennisverband: „Wir freuen uns sehr, die FE&MALE Sports Conference heuer zum bereits dritten Mal gemeinsam mit dem Upper Austria Ladies Linz und mit Sport Austria zu veranstalten, um ein wichtiges Zeichen für das Damentennis und für den Frauensport insgesamt zu setzen. Denn der Sport benötigt mehr Frauen. Frauen sind im Tennis in Österreich in nahezu allen Bereichen deutlich unterrepräsentiert. Wir machen uns im ÖTV-Präsidium laufend Gedanken darüber, wie wir mehr Frauen für unseren Sport gewinnen könnten. Dafür braucht es auch solche gemeinsamen Bemühungen und Anstrengungen, wie etwa mit der FE&MALE Sports Conference und mit der Initiative ‚Ladies in Tennis’, mit der wir in den letzten drei Jahren schon viel bewegt haben, gemeinsam mit dem Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport.“
Statement Sandra Reichel, Turnierdirektorin Upper Austria Ladies Linz: „Die diesjährige Ausgabe der FE&MALE Sports Conference ‚Advantage Ladies’ beweist gleich in mehrfacher Hinsicht, wie wichtig es ist, den Frauensport zu stärken und zu unterstützen und die Chancen aufzuzeigen, welches Potenzial im Frauensport steckt. Mir ist es dabei vor allem wichtig auch zu betonen, dass es nur gemeinsam geht. Wir brauchen auch die Männer, um den Frauensport zu stärken. Das Ergebnis von der Stärkung des Frauensports wird ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft sein. Deshalb auch das diesjährige Motto ‚Successful Together’. Dies entspricht auch einer meiner Leitlinien: Strong alone … together we are unstoppable.“
Statement Magdalena Lobnig, Ruderweltmeisterin und Botschafterin Advantage Ladies: „Wissen und Sichtbarkeit sind zwei Themen, die immer wieder in Bezug auf die Stärkung des Frauensports genannt werden. Wir müssen dabei darauf achten, dass wir auch mehr Geschichten über Heldinnen zeigen. Es gibt so viele tolle weibliche Sportlerinnen. Ich finde es sehr schade, dass diese Frauen in den Medien viel zu wenig vorkommen. Es geht aber nicht nur um die Medien, es kann jeder und jede in seinem oder ihrem Umfeld etwas dafür tun und einfach das Thema ansprechen und zur Diskussion bringen.“
Tickets für das WTA-500-Turnier sind über die Onlineplattform auf www.ladieslinz.at und teilweise auch noch an der Tageskassa im Design Center Linz erhältlich.