Servus, Olli! Oliver Marach begeht neuen Lebensabschnitt

Das jahrzehntelange ÖTV-Aushängeschild hat in der Weihnachtszeit seine Profikarriere beendet.
Verfasst von: Manuel Wachta, 05.01.2023
© | GEPA pictures/ Christian Walgram
Oliver Marach

Ende 2021 und im Sommer 2022 hatte er sich eine etwaige Rückkehr auf die ATP World Tour gegenüber tennisnet.com zunächst zwar noch vorbehalten. Nun hat Oliver Marach vor kurzem doch einen Schlussstrich gesetzt: In der Weihnachtszeit hat der 42-Jährige mittels eines Instagram-Postings seine vor allem im Doppel so erfolgreiche und lange Tenniskarriere für beendet erklärt. „Ich freue mich auf meinen neuen Lebensabschnitt, in dem ich meine Tenniserfahrung gerne mit anderen teilen möchte“, schrieb der Steirer, der als Vater von zwei Töchtern mit seiner gegründeten Familie seit etlichen Jahren in Panama lebt – der Heimat seiner Frau Jessie, mit der er bereits seit 2009 verheiratet ist. Dort gibt er nunmehr Jugendlichen Trainerstunden und möchte im Jänner „mit dem besten Physiotherapeuten in Panama“ (Zitat aus der Kronen Zeitung) eine eigene Praxis eröffnen. Marach hatte im letzten Jahr kein offizielles Match mehr bestritten, einerseits aufgrund von Rückenproblemen, andererseits wegen der während der Coronapandemie stark reduzierten Preisgelder im Doppel, die das Profidasein nicht mehr allzu ertragreich gestaltet hatten.

Bresnik und Klassek „haben mir die Augen geöffnet“

Im erwähnten Instagram-Beitrag dankte Marach seinen größtenteils jahrzehntelangen Wegbegleitern, Mentoren, Trainern und Doppelpartnern und nicht zuletzt seiner Familie, durch die im zarten Alter von sechs Jahren alles damals begonnen hatte – „weil meine ganze Familie zum Spaß gespielt hat.“ Richtig Fahrt aufgenommen hatte seine Karriere ab 17 Jahren, als er von Österreichs Startrainer Günter Bresnik zu einer Trainingswoche beim Davis Cup eingeladen worden war: „Großes Danke an Günter und Karl Klassek, die mir den Wert von harter Arbeit gezeigt haben, ihr habt mir die Augen geöffnet.“ Ab 1998 hatte Marach offiziell als ATP-Profi firmiert und sich 2001 bereits unter die Top 200 der Welt im Einzel gespielt, ehe er auf Anraten seines Managers Dirk Hordorff, dem heutigen DTB-Vizepräsidenten, darauf begonnen hatte, mit Alberto Castellani zu arbeiten, „einem italienischen Coach mit Fokus auf mentaler Vorbereitung“: „Du hast mir geholfen, 2006 unter die Top 100 im Einzel vorzudringen.“

Später Doppel-Karrierehöhepunkt mit Pavic 2018

Trotz seiner vorhandenen Einzelerfolge sollte sich Marach schließlich zu einem weiteren Mitglied der wahrlich goldenen ÖTV-Doppelgeneration mit Julian Knowle, Alexander Peya und Jürgen Melzer entwickeln. Wie alle Erwähnten schaffte es Marach unter die besten 100 der Welt im Einzel (letztlich bis auf Platz 82 am 7. August 2006) und die Top Ten im Doppel und zeichnete dabei für das beste Doppelranking eines Österreichers aller Zeiten verantwortlich – Rang zwei, erstmals erreicht am 28. Mai 2018. „2017-18 hatte ich den größten Erfolg auf dem Tennisplatz mit Mate Pavic“, schrieb Marach über den absoluten Höhepunkt in seiner Profilaufbahn. „Wir wollten uns nach Wimbledon 2017 trennen, aber stattdessen wurden wir eines der besten Teams auf der ATP-Tour.“ Was eine 25-Match-Siegesserie, sechs gemeinsam eroberte ATP-Titel und drei Grand-Slam-Finalteilnahmen eindrucksvoll untermauern können – darunter der Triumph bei den Australian Open 2018 in Melbourne. Finaleinzüge standen aus Wimbledon 2017 und bei den French Open 2018 zu Buche. Am Ende des Jahres 2018 erhielten Marach/Pavic bei den Nitto ATP Finals in London gar den ATP-Award als bestes Doppelteam der Saison überreicht.

Über 16 Jahre lang durchgehend Top 100 im Doppel

Insgesamt sollte Marach in seiner Karriere in den Jahren 2006 bis 2021 unglaubliche 53 Doppelfinals auf der ATP World Tour erreichen, von denen er 23 siegreich beendete. Vier seiner ATP-Titel holte er dabei mit österreichischen Landsmännern: Zwei mit Peya, einen mit Philipp Oswald und den letzten im Juli 2019 an der Seite des ÖTV-Sportdirektors und -Davis-Cup-Kapitäns Melzer – ausgerechnet in Hamburg, wo er sich 2012 einst an einer Metallverankerung am Fuß verletzt hatte. Trotz wiederkehrendem Verletzungspech hielt sich der Grazer nach seinem erstmaligen Einzug unter die Top 100 der Doppelwelt am 6. Februar 2006 sensationell über 16 Jahre lang durchgehend in diesem elitären Kreis. Bis zum 20. Juni 2022, knapp sieben Monate nach seinem letzten offiziellen Auftritt. Diesen absolvierte Marach damals standesgemäß im Österreich-Trikot: am 28. November 2021, beim Davis-Cup-Finalturnier in der Olympiahalle Innsbruck, zusammen mit Oswald gegen die Deutschen Kevin Krawietz und Tim Pütz, vor coronabedingt leeren Zuschauerrängen. Es sollte gleichzeitig auch der Schlusspunkt einer ebenso äußerst erfolgreichen Karriere in der österreichischen Nationalmannschaft werden. Im Jahr 2003 war Marach erstmals fürs ÖTV-Team eingelaufen, bestritt für dieses insgesamt 15 Länderkämpfe und schloss sowohl im Einzel (4:1) als auch im Doppel (7:6) mit einer positiven Bilanz ab. Dazu stehen auch zwei Olympiateilnahmen für Österreich zu Buche: in Rio de Janeiro 2016 mit Peya, in Tokio 2020 (ausgetragen 2021) mit Oswald.

Der Österreichische Tennisverband gratuliert Oliver Marach zu seiner herausragenden Karriere und dankt für den stets vorbildlichen Einsatz für Österreich auf der ATP-Tour und im ÖTV-Davis-Cup-Team.

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