Davis Cup

Jürgen Melzer vor Davis Cup zuversichtlich: „Ich denke, wir werden am Wochenende einen guten Dominic Thiem sehen“

Die ÖTV-Herren sind in Kroatien äußerst freundschaftlich empfangen worden. Am Samstag wird es aber ernst.
Verfasst von: Manuel Wachta, 01.02.2023
© ÖTV
Jürgen Melzer am Mittwoch bei der Pre-Draw-Pressekonferenz beim Davis Cup Kroatien gegen Österreich in Rijeka.

Nach dem 3:2-Sieg in Graz 1997 und zwei Niederlagen in Pula 2001 (1:4) und Graz 2006 (2:3) fordert Österreich am 4. und 5. Februar 2023 auswärts in Rijeka zum vierten Mal in der langen Davis-Cup-Geschichte Kroatien, aktuell die Nummer eins im Nationenranking. Am Dienstag ist das ÖTV-Herrenteam, nach einer relativ langen Fahrt, in der Hafenstadt angekommen, zu dem wichtigen Qualifikationsspiel für die Davis Cup by Rakuten Finals 2023. „Die Stadt Rijeka hat uns sehr schön, mit richtig wundervollem Wetter und einem sehr netten, absolut großartigen Hotel, begrüßt“, schilderte ÖTV-Davis-Cup-Kapitän und -Sportdirektor Jürgen Melzer bei der Pre-Draw-Pressekonferenz Mittwoch zu Mittag den Medien in der Austragungsstätte, dem Sportzentrum Zamet, seine allerersten Eindrücke im Land des Gegners. „Wenn man aufwacht und direkt aufs Meer blickt – das haben wir Österreicher nicht jeden Tag, sowas ist etwas Besonderes.“ Überhaupt sei man in Rijeka äußerst freundschaftlich empfangen worden: „Ich kenne die Leute im kroatischen Team schon eine lange Zeit, und so war es leicht, alles hier zu organisieren und auszumachen, etwa die Trainingszeiten. Am Wochenende möchte natürlich jeder gerne gewinnen, aber bis Samstag sind wir hier eine Gruppe von Freunden.“

Melzer hat für Aufstellung „schon eine Idee“

Am späten Dienstagnachmittag und am Mittwochvormittag konnten die ÖTV-Herren den Austragungsort bereits erstmals kennenlernen und genauer unter die Lupe nehmen, bei den ersten absolvierten Trainingseinheiten. Die eine kleine Überraschung parat hatten: „Die Geschwindigkeit der Plätze ist sogar beinahe relativ langsam. Wir können uns über nichts beklagen. Es sind angenehme Spielbedingungen, und wenn am Wochenende viele Zuschauer kommen, könnte das eine großartige und interessante Atmosphäre ergeben“, blickte Melzer hochfreudig auf die Begegnung in der insgesamt 2450 Zuseher fassenden Arena voraus. „Ich habe selbst auch einige Matches in Kroatien gespielt, das kroatische Publikum ist stets sehr enthusiastisch. Darauf freuen wir uns – auf eine tolle Stimmung, einen schönen Länderkampf, und dann wollen wir sehen, wer am Wochenende gewinnt.“ Der heimische Ex-ATP-Top-Ten-Spieler im Einzel und Doppel erwartet zudem „vermutlich 20 bis 30 österreichische Fans alleine aus unserem Davis-Cup-Fanclub. Es wird wohl ein harter Kampf gegen die kroatischen Fans“, lächelte Melzer, „doch sie werden ihr Bestes geben. Sie haben uns in den letzten Jahren viel Mut gemacht und uns stets unterstützt. Wann immer es möglich war, mitzukommen“, zeigte sich der 41-Jährige dankbar.

In sportlicher Hinsicht ist sich Melzer der Außenseiterrolle für seine Truppe voll und ganz bewusst – auch wenn bei Kroatien Topspieler Marin Cilic (ATP 21) bekanntlich nach einer Knieoperation ausfällt. Die Gastgeber wollen sich mit dem Ersatzmann für den US-Open-Sieger von 2014 und der endgültigen Teamnominierung nunmehr bis zum letztmöglichen Zeitpunkt kurz vor der Auslosung am Freitag (12:00 Uhr) Zeit lassen. Gesetzt sind Borna Coric (ATP 23), Borna Gojo (ATP 121) bzw. das Weltklassedoppel Mate Pavic (ATP-Doppel 7) / Nikola Mektic (ATP-Doppel 8), hinter dem fünften Mann steht noch ein Fragezeichen. Melzer vermag indes mit Dominic Thiem (ATP 99), Jurij Rodionov (ATP 125), Dennis Novak (ATP 144) und dem Doppel Alexander Erler (ATP-Doppel 49) / Lucas Miedler (ATP-Doppel 56) aufs stärkste Team zu zählen. Bezüglich Aufstellung ließ sich der Niederösterreicher aber noch nicht in die Karten blicken: „In meinem Kopf gibt es natürlich schon eine Idee, wie ich das Ganze angehen wollen würde. Ich möchte aber die nächsten Trainings noch abwarten, danach werde ich mich zu gegebenem Zeitpunkt am Freitag entscheiden.“

Davis Cup „gute Standortbestimmung“ für Thiem

Am Mittwoch am Vormittag hat mittlerweile auch Thiem ein erstes, „sehr gutes Training mit Dennis absolviert, wirklich auf gutem, sehr hohem Niveau. Er hat keine Beschwerden gehabt, also ich glaube, da sind wir sehr im Plansoll“, befürchtete Melzer keine Probleme mehr, nachdem sich der ÖTV-Spitzenspieler bei den Australian Open in Melbourne zuletzt einen leichten Muskelfasereinriss an den Rippen zugezogen hatte. „Ich bin wirklich sehr froh, dass Dominic hier ist und sich bereiterklärt hat, in diesem Davis Cup zu spielen“, so Melzer weiters. „Er hatte in den letzten Jahren ja ehrlich gesagt eine wirklich schwierige Reise, aber man konnte am Ende des letzten Jahres sehen, dass er wieder einigermaßen nahe dem gekommen ist, wo er hingehört. Er hat ein Halbfinale bei einem 250er erreicht, ein gutes Turnier in Wien gespielt. Aber er ist natürlich noch nicht ganz dort, wo er war, als er die US Open gewonnen hat, da gibt es keinen Zweifel. Ich denke jedoch, es könnte für ihn hier eine gute Standortbestimmung sein, wo er steht. Wir sind definitiv nicht die Favoriten vor diesem Länderkampf, aber im Team zu spielen, das ist immer was anderes als alleine auf dem Platz zu stehen. Ich freue mich also wirklich darauf, zu sehen, wie er mit der Situation umgeht. Als er hier trainiert hat, hat alles normal und gut ausgesehen. Also ich denke, wir werden am Wochenende einen guten Dominic sehen“, zeigte sich der Deutsch-Wagramer zuversichtlich.

Ein wenig Spionage beim Gegner ist sich bei Melzer auch schon ausgegangen: „Ich habe gestern Borna Gojo ein bisschen zugeschaut, er hat sehr viele Angriffsübungen gespielt. Er würde plangemäß am ersten Tag auf Dominic treffen – und ich gehe davon aus, dass er versuchen wird, da sehr aggressiv zu spielen.“ Bei Borna Coric habe er „nichts Neues gesehen“, das ihm nicht schon bekannt wäre: eine solide Rückhand und eine gefährliche Vorhand. Besondere Beachtung schenkte Melzer jedoch auch dem Doppel: „Ich denke, es wird ein sehr interessantes Doppelmatch – denn unser Team ist definitiv eines, das man in der Zukunft im Auge behalten muss. Sie haben gegen Mektic/Pavic heuer eine knappe Partie in Auckland gehabt. Es könnte ein entscheidender Punkt sein, aber ich glaube, wir haben auch hier unsere Außenseiterchancen. Unsere Jungs lieben es, vor großer Kulisse zu spielen. Und ich denke, es macht ihnen nichts aus, dass diese halt größtenteils gegen sie sein wird. Es wird dennoch ein tolles Publikum und eine echte Länderkampfstimmung sein. Ich freue mich auf das Match, und wenn’s vielleicht 1:1 nach dem ersten Tag steht, dann will ich mir dieses Match gerne anschauen.“

Ohneberg „zuversichtlich, dass wir die Überraschung schaffen könnten“

Während sich das ÖTV-Team, mitsamt allen Betreuern, also gewissenhaft auf den Start des Länderkampfs vorbereitet, wird das Verbandskontingent vor Ort am Donnerstag um ÖTV-Geschäftsführer Wirtschaft Thomas Schweda erweitert sowie am Freitag um ÖTV-Präsident Martin Ohneberg und ÖTV-Vizepräsident Jürgen Roth. Ohneberg zeigte sich im Vorfeld bereits gespannt auf die Begegnung: „Die verletzungsbedingte Absage von Marin Cilic, dem wir natürlich gute Besserung wünschen möchten, hat unsere Chancen gewiss erhöht. Für uns ist es ideal, dass wir mit unserem besten Team antreten können, und ich bin deshalb guter Dinge, dass wir die Überraschung schaffen könnten.“ Ganz besonders freut sich das heimische Verbandsoberhaupt darüber hinaus schon auf den kroatisch-österreichischen Business Networking-Empfang am Samstag, den der ÖTV gemeinsam mit der Delegierten der Wirtschaftskammer Österreich, ADVANTAGE AUSTRIA Zagreb, dem Kroatischen Tennisverband und der Kroatischen Wirtschaftskammer organisiert. Die größten kroatischen Firmen mit österreichischer Beteiligung und in Kroatien tätige österreichische Firmen werden dabei zu einem Get-Together im offiziellen Länderkampf-Hotel in Rijeka herzlich eingeladen. „Der Brückenschlag zwischen Wirtschaft und Sport ist mir und uns ein großes Anliegen. Wir freuen uns schon sehr auf diese Veranstaltung und auf einen wertvollen kommunikativen Austausch“, erklärte Ohneberg.

Zeitplan

Freitag, 3. Februar 2023, 12:00 Uhr: Official Draw im Rijeka City Museum

Samstag, 4. Februar 2023, 14:00 Uhr: Beginn 1. Spieltag (2 Einzel auf 2 Gewinnsätze)

Sonntag, 5. Februar 2023, 13:00 Uhr: Beginn 2. Spieltag (Doppel, danach 1 oder 2 Einzel, alles auf 2 Gewinnsätze)

TV-Hinweis

Die Davis-Begegnung Kroatien – Österreich wird live auf www.oetv.tv übertragen, dazu live auf www.laola1.at / LAOLA1 TV und am Sonntag auch live auf ORF SPORT +.

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