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Aichhorn verhindert finale Neuauflage bei win2day ÖTV-Staatsmeisterschaften

Nun wartet Titelverteidiger Lukas Neumayer. Im Damenfinale stehen Sinja Kraus und Anna-Lena Ebster.
Verfasst von: Manuel Wachta, 08.07.2023
© BTV / Dietmar Heger
Überraschungsfinalist Jakob Aichhorn

Die win2day ÖTV-Staatsmeisterschaften beim TC Sport-Hotel Kurz haben am Samstag einen hochklassigen Halbfinaltag erlebt – und stehen nun erwartungsgemäß vor einem hochkarätigen letzten Tag. Bei den Herren kommt es bei den nationalen Titelkämpfen in Oberpullendorf zu keiner Neuauflage des Vorjahresfinals zwischen Titelverteidiger Lukas Neumayer (STV/4) und Filip Misolic (STTV/2), sondern zu einer Salzburger Finalparty, weil Letzterer überraschend durch Dennis Novaks Bezwinger Jakob Aichhorn (STV) gestoppt wurde. Das Damenendspiel bestreiten die Nummern vier und zwei in der Setzliste, Anna-Lena Ebster (TTV) und Sinja Kraus (OÖTV), ab 9:30 Uhr. Im Anschluss folgt dann nicht vor 11:00 Uhr das Titelspiel bei den Herren, um nicht vor 13:00 Uhr wird das Rollstuhltennis-Endspiel ausgetragen. Alle drei erwähnten Partien werden gänzlich live auf ORF SPORT+ und www.oetv.tv übertragen, alle weiteren Spiele zudem auf ÖTV TV. Neben Tennissport auf höchstem Niveau lockt der Finaltag im Mittelburgenland mit einer gratis Tombola für alle Zuschauer nach der Siegerehrung. Ein Besuch zahlt sich also auf jeden Fall aus.

„Riesennummer“ Kraus wird Favoritenrolle weiter gerecht

Im ersten Match am Samstag auf dem Centercourt drehte Ebster gegen die ÖTV-Hallen-Vizemeisterin Ines Faltinger (NÖTV) einen anfänglichen 1:5-Rückstand durch – sage und schreibe – elf Spielgewinne am Stück, ehe ihre Gegnerin noch Ergebniskosmetik betrieb. Endstand: 7:5, 6:2 für die Österreichische U18-Meisterin 2022. Faltinger berichtete über einen „sehr gut gelungenen Start, dann ist das Momentum total gekippt. Ich habe diese wichtigen Punkte nicht gemacht und sie hat keinen Fehler mehr gemacht. Ein 5:1 muss man trotzdem einfach zumachen, da gibt’s keine Entschuldigung“, übte sie Selbstkritik, bei aller Zufriedenheit übers erreichte Halbfinale. Weit zufriedener durfte freilich Ebster sein: „Gegen Ines habe ich schon öfter verloren und nie gewonnen. Ich bin froh, dass ich endlich die Revanche geschafft habe“, sagte Ebster. Wie diese Aufholjagd möglich war? „Ich wollte unbedingt ins Finale, das hat dazu beigetragen. Das passiert mir öfters, dass ich schlecht starte und dann anfange, aggressiver zu spielen. Und das war dann, glaube ich, der Schlüsselpunkt.“

„Sinja Kraus ist natürlich eine Riesennummer“, hatte sie auf das zu erwartende Endspiel gegen Österreichs aktuelle Nummer zwei geblickt. An deren Finaleinzug im dritten Match des Tages nie Zweifel aufkamen. Nina Plihal (KTV) gewann zwar das erste Game, danach allerdings – gehandicapt durch drei Dreisatz-Partien davor – nur noch ein weiteres: 6:1, 6:1 für Kraus. „Das war heute für mich körperlich schon ziemlich am Limit. Ich habe seit sechs Monaten kein Match mehr gespielt, auch nur wenig trainiert (wegen ihrer Matura; Anmerkung). Es ist aber auch nicht leicht gegen sie, wenn man voll fit ist“, schmunzelte Plihal. Das erstmals erreichte Halbfinale machte sie dennoch „auf jeden Fall stolz. Heuer habe ich eigentlich keine großen Erwartungen gehabt.“ Im Gegensatz zu Kraus, die nach der Absage der Nummer eins Julia Grabher (VTV) die klare Turnierfavoritin ist und dieser Rolle weiterhin souverän gerecht wurde. Dementsprechend zeigte sich die Wienerin mit der Leistung „sehr zufrieden. Bis auf ein paar vermeidbare Returnfehler war’s eine sehr solide Vorstellung. Ich habe von Anfang an versucht, druckvoll zu spielen. Das hat auch gut geklappt.“ Die Staatsmeisterin von 2021 machte vor dem finalen Showdown gegen Ebster keinen Hehl daraus: „Ich bin auf jeden Fall die Favoritin, aber ich werde einfach versuchen, auf mich zu schauen und auf mein Spiel.“

Neumayer auf Kurs, Aichhorn mit zweitem spektakulärem Sieg

Zwischen den Damen-Semifinals löste Neumayer dank eines 6:4, 6:1 gegen Sandro Kopp (TTV/5) das erste Finalticket. Der befand zwar seine Leistung für „eigentlich gar nicht so schlecht. Das erste Game war nicht gut, gleich mit dem Break ins Match gestartet. Dann ist er sehr gut in den Platz hineingegangen und war heut der komplettere Spieler“, zollte Kopp seinem Bezwinger Respekt. Selbst hätte er „sicher ein bisschen aktiver sein sollen. Das war (nach dem Ausgleich zum 4:4; Anmerkung) dann wieder ein bisschen zu passiv.“ Gesamt sei das Turnier für ihn dennoch positiv zu resümieren, „die Matches davor waren auch sehr gut. Vom Level her passt das, glaube ich.“ Neumayer blieb indes souverän auf Kurs in Richtung Titelverteidigung, mit erst acht abgegebenen Games bei drei Auftritten. „Ich glaube, ich habe richtig gut returniert, was für ihn auch schwierig war, da ich in den Rallys dann immer der Aggressivere war. Er hat beim Service wenig Freipunkte gekriegt, und ich glaube, das war ein größerer Unterschied. Auch von der Grundlinie habe ich mich ziemlich wohlgefühlt.“ Die Devise des 20-Jährigen fürs Endspiel sei klar: „Ich schaue da ganz auf mich, dass ich einfach mein Tennis spiele und das Match wieder gewinne.“

Im zweiten Herren-Halbfinale schien Misolic zunächst auf bestem Wege, so wie erwartet das finale Revanchematch gegen Neumayer zu fixieren. Der steirische Davis-Cup-Spieler führte gegen Aichhorn nach 1:3-Rückstand im zweiten Satz bereits 6:3, 5:3, konnte aber ebenso wenig ausservieren wie zwei Matchbälle bei 6:4 im Tiebreak verwerten. Aichhorn nützte die ihm gebotene zweite Chance, erzwang mit vier Punkten in Folge einen dritten Durchgang, wo er sich ein frühes Break zum 2:1 nicht mehr nehmen ließ. „Ich finde, dass ich im ersten und im zweiten Satz deutlich der bessere Spieler war. Ich habe auch außer den Matchbällen genug Chancen gehabt, die ich leider nicht ausgenützt habe. Im dritten Satz habe ich dann von meiner Seite her überhaupt keine Chance mehr gehabt, bin nicht mal einmal zu einem Breakball gekommen. Da hat mich Jakob stets unter Druck gesetzt und besser aufgeschlagen. Ich bin im dritten Satz dann mental zusammengebrochen. Er hat es ausgenützt und dann verdient gewonnen“, ärgerte sich „Miso“ über die verpasste Chance auf seinen ersten Staatsmeistertitel. „Der fehlt mir noch. Hoffentlich wird es im nächsten Jahr besser.“

Für Aichhorn konnte es dagegen nicht viel besser werden: „Unfassbar! Ich war im ersten Satz eigentlich auch nicht unzufrieden. Ich habe gut gespielt, immer wieder enge Games gehabt, wo er einfach zumeist die Big Points gemacht hat. Man hat gemerkt, dass er im Matchmodus drinnen und viel erfahrener ist. Und ich habe echt extrem aggressiv spielen müssen, damit ich irgendwie dagegenhalten kann. Sonst wäre ich schön unter die Räder geraten. Im zweiten Satz habe ich anfangs sehr gut gespielt, aber er hat dann noch eine Schippe draufgelegt“, so Österreichs amtierender Hallenmeister. „Aber irgendwie bin ich nochmal gut reingekommen. Ganz locker gespielt, ein paar glückliche Bälle auch gehabt, die Linien getroffen und irgendwie zurückgefightet.“ Nun wäre für Aichhorn der Outdoor-Titel zum Greifen nahe: „Das wäre der absolute Wahnsinn! Aber ‚Luki’ ist halt auch super drauf, hat gegen Sandro super gespielt, ihm überhaupt keine Chance gelassen – obwohl der auch ein richtig gutes Turnier gespielt hat. Also das wird unfassbar schwer“, ist sich Aichhorn der Außenseiterrolle gegen Neumayer, den er schon aus der Jugend gut kenne, bewusst. Doch wer solche Kaliber wie Novak und Misolic der Reihe nach schlägt, braucht sich freilich nicht verstecken und darf sich aus gutem Grund Gedanken darüber machen, doch nochmal auf die internationale Karriere loszugehen: „Ich muss es mir jetzt in Ruhe überlegen nach dem Turnier. Dennis und Filip zu schlagen, vor allem hintereinander, das ist unfassbar. Also vielleicht ist es echt nochmal einen Versuch wert …“

Coups für Lang/Ofner und Steindl/Tavcar

Auch die ersten Titelentscheidungen sind am Samstag bereits gefallen. Im Herrendoppel schnappte sich Christoph Lang (WTV) seinen allerersten Staatsmeistertitel, an der Seite des Doppel-Seriensiegers Patrick Ofner (KTV) an drei gesetzt, durch ein 4:2, 2:4 und 10:8 im Match Tiebreak über Aichhorn und dessen Salzburger Kollegen Benedikt Emesz (STV). Im Semifinale gewann Aichhorn das erste Duell gegen Neumayer (und dessen Partner Björn Manfred Nareyka) vorm Einzelfinale, verpasste jedoch die Chance aufs Double. Da drei der vier Finalisten am Sonntag Liga in Deutschland (Lang/Ofner) oder aber beim ATP-Challenger in Salzburg spielen müssen (Emesz), war der Bewerb im Finish auf kurze Sätze verkürzt worden, um diesen noch Samstagabend beenden zu können. „Das war wichtig“, dankte Lang, der sich „extrem erleichtert“ über seinen Premierencoup zeigte: „Nachdem es eine relativ spontane und kurzfristig Sache war, freut’s mich umso mehr. Patrick hat mir erst ein paar Stunden vor Nennschluss geschrieben, da haben wir das fixiert.“ Ofners Freude war auch als Wiederholungstäter ungebrochen: „Das ist immer wieder schön. Heuer mal mit einem anderen Partner, aber das hat, glaube ich – auch wenn es sehr spontan war – super geklappt mit Christoph.“

Im Mixed-Doppel entschieden die auf zwei gereihten Felix Steindl (NÖTV) und Lola Tavcar (NÖTV) das Endspiel gegen das topgesetzte Vater-Tochter-Gespann Mario Haider-Maurer (BTV) und Lea Haider-Maurer (BTV) mit 1:4, 4:2 und 10:5 im Match Tiebreak für sich. „Der Titel bedeutet mir sehr viel, das ist wirklich eine supertolle Sache“, betonte Steindl. „Ich glaube, das hätten wir uns vorher beide nicht gedacht.“ Auch in Tavcars Erfolgsliste ein Coup, der sich ganz weit oben einreiht: „Der Mixed-Bewerb wird von den Leuten oftmals kleingeredet und nicht ganz als ernst angesehen, aber ich finde ihn eigentlich eine echt coole Sache und fast den lustigsten Bewerb, und deswegen freut es mich sehr, dass wir ihn gewonnen haben.“ Im Damendoppel besitzt Ebster eine weitere Titelgelegenheit, sie bestreitet am Sonntagnachmittag den finalen Showdown der Topgesetzten mit Chiara Semmelmeyer (NÖTV) gegen das Nummer-eins-Team Liel Marlies Rothensteiner (NÖTV) und Veronika Bokor (NÖTV).

Rollies biegen in die Entscheidung ein – erste Titel vergeben

Bei den parallel stattfindenden win2day ÖTV-Rollstuhltennis-Staatsmeisterschaften in Oberpullendorf duellieren sich am Sonntag um 9:30 Uhr bei den zwei Herren-Semifinals Nico Langmann (NÖTV/1) und Günther Koch (STTV) bzw. Thomas Flax (VTV/4) und Josef Riegler (NÖTV/2). Das Endspiel steigt dann frühestens dreieinhalb Stunden danach auf dem Centercourt. Bei den Damen bestreiten Christina Pesendorfer (STV) und Vanessa Jenewein (TTV) ab 10:00 Uhr das über den Gesamterfolg entscheidende Gruppenmatch. Im Herrendoppel haben sich indes die Favoriten bereits durchgesetzt: Die topgesetzten Flax/Langmann kürten sich durch ein 5:7, 6:1 und 10:4 im Match Tiebreak gegen die an zwei gereihten Gerhard Schuster (STTV) und Riegler zu Staatsmeistern. Im Quadbewerb verteidigte Roman Zechmeister (WTV) seinen Vorjahrestriumph durch ein 6:1, 6:0 gegen Michaela Hauser (OÖTV).

Das Sonntags-Programm auf dem Centercourt (live auf ORF SPORT+ und www.oetv.tv)

9:30 Uhr: Anna-Lena Ebster (TTV/4) – Sinja Kraus (OÖTV/2)
Nicht vor 11:00 Uhr: Lukas Neumayer (STV/4) – Jakob Aichhorn (STV)
Nicht vor 13:00 Uhr: Herrenfinale Rollstuhltennis

| BTV / Dietmar Heger
© ÖTV
Die Siegerehrung im Herrendoppel, von links nach rechts: 1. Patrick Ofner / Christoph Lang, 2. Jakob Aichhorn / Benedikt Emesz.
© ÖTV
Die Siegerehrung im Mixed-Doppel, von links nach rechts: 2. Mario Haider-Maurer / Lea Haider-Maurer, 1. Lola Tavcar / Felix Steindl.
© ÖTV
Die Siegerehrung im Quad-Bewerb, von links nach rechts: 1. Roman Zechmeister, Stefan Schuh (ÖTV-Mitarbeiter Inklusion, Trendsport, Breitensport), 2. Michaela Hauser.
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