Billie Jean King Cup

Kraus rettet Österreich im Billie Jean King Cup ein 1:1 nach Tag 1

Tamira Paszek verlor zuvor das Auftaktspiel gegen die Ukraine in McKinney (USA) knapp in zwei Sätzen.
Verfasst von: Manuel Wachta, 17.11.2024
© Adrean Indolos
Sinja Kraus

Alles offen nach dem ersten Tag: Österreichs Damen gehen beim Play-off des Billie Jean King Cups gegen die Ukraine um einen Platz in der Qualifikationsrunde des Finalturniers 2025 mit einem 1:1 in die Entscheidung am Sonntag. Dafür verantwortlich zeichnete bei der Begegnung auf neutralem Boden in McKinney im US-Bundesstaat Texas Sinja Kraus: Die Wienerin (WTA 222) rang im zweiten Einzel, am frühen Samstagabend nach Ortszeit, die in der Weltrangliste sieben Plätze hinter ihr liegende Katarina Zavatska nach einem 2:35-stündigen Krimi 6:3, 5:7, 7:5 nieder. Zuvor hatte Österreichs aktuelle Nummer zwei Tamira Paszek die Auftaktpartie verloren: Die Vorarlbergerin (WTA 366) musste sich der ukrainischen Spitzenspielerin bei diesem Länderkampf, Lesia Tsurenko (WTA 118), nach 1:44-stündiger Gegenwehr mit 3:6, 5:7 geschlagen geben. Am Sonntag steht in Übersee zunächst ab 19:00 Uhr MEZ das Einserduell zwischen Kraus und Tsurenko auf dem Plan, daran anschließend sind die Nummer-zwei-Spielerinnen Paszek und Zavatska fürs vierte und letzte Single aufgeboten. Fürs abschließende Doppel wurden vorläufig Paszek (WTA-Doppel 528) und Kraus (WTA-Doppel 976) gegen die Doppelspezialistin Nadiia Kichenok (WTA-Doppel 40) und Anastasiia Sobolieva (WTA-Doppel 632) aufgestellt. Alle Matches werden ab 18:50 Uhr – in Kooperation mit Tennischannel – live und exklusiv auf ÖTV TV unter www.oetv.tv übertragen. Es moderiert abermals der Ex-Doppel-Weltklassespieler Alexander Peya, begleitet von Ex-WTA-Profi und NÖTV-Präsidentin Petra Schwarz.

5:2 und Satzball: Paszek schrammt an 3. Satz vorbei

Im ersten Duell der 35-jährigen Tsurenko mit der rund eineinhalb Jahre jüngeren Paszek verlief der Start aus der Sicht von Österreichs Nummer zwei gar nicht nach Plan: Rasch stand es 0:4 aus Sicht der ehemaligen Nummer 26 gegen die ehemalige Nummer 23 der Welt. Der Dornbirnerin unterliefen zuerst zu viele leichte Fehler, besonders ihre zweiten Aufschläge wurden von Tsurenko sofort attackiert. Nach und nach verbiss sich Paszek in die Partie, kam von 0:4 und 1:5 noch auf 3:5 heran, doch im zweiten Anlauf servierte die Gegnerin aus. Im zweiten Durchgang musste sie zwar ihren Aufschlag gleich wieder abgeben, entschied danach aber eine Vielzahl enger, intensiver Games für sich und zog auf 3:1 und schließlich sogar 5:2 davon, samt einem Satzball im achten Game. Wenige Zentimeter trennten Paszek in dieser Situation davon, einen dritten Satz zu erzwingen.

Am Ende gingen die engen Spiele wieder an Tsurenko, die Paszek auch nach deren 40:0-Führung zum 6:5 breakte und dann mit Mühe den Sack zumachte. „Wirklich schade! Der zweite Satz tut natürlich extrem weh“, sagte Paszek. „Ich bin ein bisschen zu passiv ins Match gestartet“, befand sie. Auch das gar nicht so aggressive, eher abwartende Spiel Tsurenkos habe sie erst überrascht, „da hat es mir echt ein wenig vom Timing und der Beinarbeit gefehlt. Ich habe dann aber super reingefunden und bin sehr stolz auf mich, dass ich dann gekämpft habe.“ Für den ersten Abschnitt kam das Hineinkämpfen aber etwas zu spät. „Im zweiten Satz habe ich dann echt gut gespielt, angefangen, wirklich aktiv zu spielen. Ich habe das Match danach zeitweise dominiert, bis 5:2.“ Bei Satzball zimmerte Tsurenko „volles Karacho eine Vorhand-Inside-out“ knapp hinein – „der kann auch neben die Linie gehen.“ Die Spiele darauf waren „alle hart umkämpft, ich war am Ende wirklich unglücklich, dass ich den Satz nicht zumachen konnte.“

Nervenschlacht mit Happy End für Kraus

Gute Nerven benötigten die rot-weiß-roten Tennisfans anschließend beim zweiten Einzel des Tages. Dabei sah es zuerst gar nicht danach aus: Denn Kraus diktierte im gleichfalls ersten Duell mit Zavatska mit druckvollem Grundlinienspiel klar das Geschehen, stürmte auf dem Centercourt der Anlage namens The Courts McKinney von 0:2 auf 6:3, 4:1 sowie 5:3 im zweiten Satz davon. Ihre Kontrahentin ließ aber nicht locker, kämpfte sich Schritt für Schritt zurück in die Partie und rettete sich, dank eines starken Zwischenspurts und einer nun fehlerhafteren Kraus, noch in einen dritten Durchgang. Dieser verlief zunächst ähnlich wie der zweite Abschnitt: Kraus ließ sich neuerlich eine 4:1-Führung nehmen, um sich dieses Mal bei 4:4 wiederzusehen. Doch bei diesem Stand machte die 22-Jährige in einem unglaublichen Marathongame, über neunmal Einstand, sechs Breakbälle zunichte, den Großteil davon durch herausragende, nervenstarke Winner, just in dieser so heiklen Situation. Und noch zwei weitere Breakchancen vereitelte sie bei 5:5, ehe es bei diesem Rollercoaster doch noch ein Happy End aus österreichischer Sicht geben sollte. In einem zu fehlerhaften Game von Zavatska erspielte sich Kraus durch einen Vorhandwinner den ersten Matchball – bei dem ihr die Ukrainerin mit einem Doppelfehler entgegenkam.

„Bis 6:3, 4:1 habe ich mich extrem wohlgefühlt, richtig gut gespielt“, befand Kraus nach diesem gemeisterten Tennisthriller. „Und dann habe ich ein paar leichte Fehler gemacht, bin dadurch ein bisschen unsicher geworden. Sie ist eine absolute Fighterin, kämpft um jeden Punkt, und dann hat sie den zweiten Satz leider irgendwie noch umgedreht.“ Eine Behandlungspause von Zavatska bei 4:1 im dritten Durchgang brachte Kraus etwas aus dem Konzept: „Ich glaube, dass ich ein bisschen angefangen habe, nachzudenken – ich mir so dachte: ‚Warte, 4:1 hatten wir ja schon mal.’“ Ein wenig Nervosität sei dann auch hinzugekommen. „Ich habe einfach probiert, mich auf jeden Punkt zu konzentrieren. Die Games bei 4:4 und 5:5 waren echt richtig, richtig spannend, und ich bin einfach nur froh, dass ich mich da noch einmal rausretten konnte. Ich habe wirklich alles gegeben.“ Kraus bekannte: „Die Erleichterung ist jetzt sehr groß. Ich bin einfach nur froh, dass ich einen Punkt fürs Team holen konnte. So bin ich noch umso stolzer auf mich, dass ich mich da nicht rausbringen habe lassen, obwohl ich schon mehrere Chancen hatte (es früher zu gewinnen; Anmerkung). Ich freue mich jetzt auf jeden Fall auf morgen, gegen Tsurenko zu spielen und alles zu geben. Es wird mit Sicherheit ein spannender Tag.“

Große Erleichterung bei Maruska & Co.

Kollektives Aufatmen herrschte auch bei der heimischen Betreuer:innenriege, mit ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer und nicht zuletzt auf der Bank bei ÖTV-Billie-Jean-King-Cup-Kapitänin und -Sportkoordinatorin Marion Maruska: „Das war ein ziemliches Auf und Ab. Tamira hat leider ein bisschen einen Fehlstart hingelegt“, so die Niederösterreicherin. „Mir kam vor, sie musste sich erst an den Spielstil Tsurenkos gewöhnen. Vor allem der zweite Satz war eigentlich richtig gut, finde ich. Tsurenko war am Ende die etwas Konstantere.“ Der Auftritt von Kraus sei dann „eines dieser Matches, die man so schnell nicht vergisst. Sinja hat sich selbst das Leben ein bisschen schwer gemacht, nachdem sie im zweiten Satz schon so hoch geführt hat. Ich bin wirklich stolz, dass sie das noch gewonnen hat, das war letztlich schon eine tolle Leistung.“ Jetzt sei weiter alles möglich: „Die Erleichterung ist natürlich groß, dass es mal ein 1:1 ist. Es ist sehr wichtig, dass wir das gemacht haben, denn ein 0:2 wäre gegen die Ukraine schon sehr schwierig aufzuholen gewesen. Die Ausgangsituation für morgen ist nun okay.“

Billie Jean King Cup 2024, Play-off in McKinney (USA):

Ukraine  Österreich 1:1

Samstag, 16. November, 19:00 Uhr MEZ (18:45 Uhr live auf ÖTV TV unter www.oetv.tv)
Lesia Tsurenko – Tamira Paszek 6:3, 7:5
Katarina Zavatska – Sinja Kraus 3:6, 7:5, 5:7

Sonntag, 17. November, 19:00 Uhr MEZ (18:50 Uhr live auf ÖTV TV unter www.oetv.tv)
Lesia Tsurenko – Sinja Kraus
Katarina Zavatska – Tamira Paszek
Nadiia Kichenok / Anastasiia Sobolieva – Tamira Paszek / Sinja Kraus

| Adrean Indolos

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