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French Open: Ofner geht nach starkem Start die Kraft aus

In der dritten Runde kommt für Österreichs Nummer eins beim Grand-Slam-Turnier in Paris das Aus.
Verfasst von: Manuel Wachta, 31.05.2024
© GEPA pictures / Patrick Steiner
Sebastian Ofner

So wie im Vorjahr hat Sebastian Ofner bei den French Open in Paris eine beeindruckende Performance hingelegt. Ein drittes Mal in seiner Karriere war dem 28-Jährigen bei einem Grand Slam der Einzug in die dritte Runde geglückt. Lediglich mit dem letzten Schritt zur Verteidigung seines Achtelfinales von 2023 hat es nicht ganz geklappt. Der Steirer (ATP 45) zollte am späten Freitagabend den Anstrengungen der letzten Tage Tribut und zog – trotz aufopferndem Kampf bis zum letzten Punkt – gegen den französischen Hausherrn Corentin Moutet (ATP 79) nach starkem Start mit 6:3, 4:6, 4:6, 1:6 den Kürzeren. Hiermit ist bei Roland Garros 2024 der letzte Österreicher im Einzelbewerb ausgeschieden. Filip Misolic hatte es donnerstags bei seinem Major-Hauptfelddebüt in Runde zwei erwischt.

Ein rot-weiß-rotes Erfolgserlebnis gab es an diesem Tag jedoch. Denn der Doppelbewerb ist aus heimischer Sicht mit einem Sieg und einer Niederlage gestartet. Zunächst verlor der Wiener Sam Weissborn mit dem Monegassen Romain Arneodo gegen den Briten Luke Johnson und den Tunesier Skander Mansouri mit 2:6, 4:6. Für Alexander Erler und Lucas Miedler lief es dafür wesentlich besser: Der Tiroler und der Niederösterreicher besiegten zu Beginn den zweifachen Paris-Sieger und gesamt fünfmaligen Grand-Slam-Champion Nicolas Mahut und dessen französischen Landsmann Quentin Halys mit 6:4, 6:4. Für die beiden wird es freilich nicht leichter, denn in Runde zwei warten am Samstag um 11:00 Uhr die topgesetzten Marcel Granollers (Spanien) und Horacio Zeballos (Argentinien).

Bis 6:3, 4:2 voll auf Kurs zum Achtelfinale

Ofner hatte am Sonntag sein erstes und am Donnerstag sein zweites Spiel jeweils nach 0:2-Satzrückstand gedreht und dabei 7:48 Stunden auf dem Court verbracht, zuzüglich mehrerer regenbedingter Wartepausen vom Donnerstag. Doch ein Tag Pause wurde ihm vom Veranstalter nicht gegönnt: Nach einmal mehr witterungsbedingten Verzögerungen wurde sein Match als einziges vom Court Simonne-Mathieu auf den überdachten Court Suzanne-Lenglen verlegt und durchgezogen – was dem letzten verbliebenen Franzosen im Bewerb, Moutet, gewiss entgegenkam. Zunächst lief es für Ofner aber noch sehr gut: Er machte aus einem frühzeitigen 0:2-Rückstand eine 3:2-Führung, entschied die engen Games für sich – allein bis 4:3 drei davon nach Gewinnchance für Moutet. Und nachdem er den gewohnt unorthodox, unrhythmisch und extrovertiert agierenden Linkshänder im achten Spiel nach dessen 30:0-Führung nochmal breaken konnte, brachte er den ersten Satz ins Trockene, mit einer konzentrierten und konsequenten Vorstellung.

Nach den nasskalten Bedingungen am Tag davor vermochte Ofner auf dem trockeneren (da überdachten) zweitgrößten Platz der Anlage mit der Spieleröffnung dank einer recht starken Aufschlagleistung weitaus mehr auszurichten und bestimmte auch im zweiten Abschnitt anfangs noch das Geschehen. Ein Break aus dem dritten Game transportierte er zu einer 3:1- und 4:2-Führung. Doch in weiterer Folge häuften sich bei ihm die Fehler, auch bedingt durch den zunehmenden physischen Verfall. Moutet konnte sich 16 der 19 letzten Punkte im zweiten Durchgang und sich diesen hiermit sichern, satzübergreifend gelang ihm gar ein 21:3-Run. Ofner legte nochmal alles hinein, kämpfte sich in Satz drei nach einem 0:3 mit Breaks zum 2:3 und 3:4 zurück. Doch ein weiterer Serviceverlust im zehnten Game bedeutete das 1:2 in Sätzen – zum Jubel des Publikums. Der Davis-Cup-artigen Heimstimmung stemmte sich der St. Mareiner dennoch genauso tapfer und cool entgegen wie den allzu häufigen Mätzchen seines dafür berüchtigten Gegners.

Ofner investiert seine letzten Kräfte

In den vierten Abschnitt investierte Ofner mit beherztem Fight noch einmal seine letzten Kräfte. Sein Akku war freilich schon zu leer, und auch das Spielglück war nicht mehr auf seiner Seite: Jeweils nach 40:30-Führung setzte es zwei Breaks zum 0:2 und 0:4, die ihn rasch mit 0:5 ins Hintertreffen gerieten ließen. Nach Abwehr eines Matchballs verbuchte Österreichs aktueller Spitzenspieler immerhin noch das Ehrengame und holte sich durch Involvierung des Publikums noch einige verdiente „Ofi“-Sprechchöre ab. Kurz darauf war Roland Garros 2024 für ihn trotzdem beendet. Immerhin sollte er durch seine vorherigen Erfolge aber 100 der im Vorjahr an Ort und Stelle eroberten 205 ATP-Punkte verteidigen. In der Weltrangliste konnte er damit einen größeren Rückfall deutlich mildern, als 52. im Liveranking sieht er sich nur knapp außerhalb der Top 50. Auch 158.000 Euro Preisgeld sollten für den Schützling der ATC-Akademie von Wolfgang Thiem, in Paris wieder durch seinen Touring Coach Stefan Rettl betreut, einen kleinen Trost darstellen.

„Ich finde, eineinhalb Sätze habe ich richtig gut gespielt. Ich habe halt versucht, alles rauszuholen. Dann bin ich nur noch am Kämpfen gewesen“, schilderte Ofner nach dem Match gegenüber ServusTV. „Als ich den zweiten Satz verloren habe, habe ich gewusst, das wird jetzt richtig tough.“ Für ihn sei das Publikum allerdings kein allzu großer Faktor gewesen: „Wenn sie hie und da reinrufen, dann stört mich das nicht. Ich glaube, dass die Franzosen mich vielleicht mögen – die waren auch gegen Atmane (in der ersten Runde; Anmerkung) immer fair.“ Ofner bereitete die Stimmung, trotz natürlich Favorisierung von Moutet, gar viel Spaß: „Ich finde es richtig geil sowas, das hat man nicht oft. Das waren ja drei Stunden durchgehend. Wo hat man das, dass drei Stunden Atmosphäre ist?“ Als Ofner den Platz bereits verlassen hatte, hatte Moutet, der abseits des Courts laut Ofner ein „supernetter Kerl“ sei, das Publikum gar noch zu einer Runde Applaus für den Gegner aufgefordert. „Er hat zweimal fünf Sätze gespielt – und in einem Grand Slam ist es fast unmöglich, sich von mehr als sieben Stunden Spielzeit zu erholen. Bitte, können wir ihm applaudieren?“ Schon vom 27. Juli bis 4. August wird es für Ofner dann wohl bei Olympia ein Wiedersehen mit dem Pariser Publikum geben, den Quotenplatz hat er erfüllt. Zuerst gehe es für ihn jedoch mit der Rasensaison weiter, mit „Stuttgart, Halle, wahrscheinlich Mallorca und dann Wimbledon.“

| GEPA pictures / Patrick Steiner

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