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Ein Wiener Original: Der ÖTV trauert um Georg Pazderka (82)

Die frühere heimische Tennislegende tritt an diesem 19. Juli 2024 in der Bundeshauptstadt den letzten Weg an.
Verfasst von: Manuel Wachta, 19.07.2024
© ÖTV
Anfang 2024 war Georg Pazderka (3. von links) noch bei der Präsentation des Buchs „MEHR ALS EIN ROCKSTAR“! über Horst Skoff in Wien persönlich zugegen.

Österreichs Tennisszene ist um einen bunten Charakter ärmer: Der ehemalige heimische Davis-Cup-Spieler Georg Pazderka ist am 20. Juni 2024 im Alter von 82 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben. Diese so betrübliche Nachricht hat den ÖTV noch am selben Tage erreicht. An diesem 19. Juli 2024 tritt „Patzi“ oder „Schurli“, wie er genannt wurde, in Wien nun seinen letzten Weg an. Der Österreichische Tennisverband trauert ob dieses schweren Verlusts und ist in Gedanken bei allen Hinterbliebenen.

Vom Davis Cup zum Kitzbühel-Triumph mit Arthur Ashe

Mit Pazderka hat Tennis Österreich ein lebensfrohes wie humorvolles Wiener Original mit dem klassischen Wiener Schmäh verloren. Eine schillernde Persönlichkeit, die nie um ein Wort verlegen war, ungeachtet der möglichen Konsequenzen. „Ich war immer unbequem – sonst hätte ich wesentlich mehr erreichen können. Ich war halt sehr oft gesperrt, weil ich sagte, was ich mir dachte“, wurde Pazderka zuletzt im KURIER zitiert. Aufgewachsen einst in Wien-Landstraße, dem dritten Wiener Gemeindebezirk, heiratete der bereits von klein auf Tennisverrückte als Teenager in die Familie Mautner-Markhof ein, ehe er mit 17 Jahren allein nach Australien reiste. „Das war eine Abenteuerreise“, erinnerte sich einer von Pazderkas längsten und besten Freuden, die heimische Tennislegende Hans Kary. In Down Under gab „Patzi“ Trainerstunden und arbeitete, bis er in die Heimat zurückkehrte und sich wieder intensiver seiner Tenniskarriere widmete.

Die Laufbahn im weißen Sport hatte sich bei Pazderka frühzeitig abgezeichnet. „Es gab zu der Zeit noch eine EM für Ballbuben, und da ist er Europameister geworden. So hat er das Tennisspielen gelernt“, berichtete Kary vom Jungen des Wiener Athletiksport Clubs (WAC). Als Kind habe Pazderka die Tennisbälle damals über die Panzer der sowjetischen Besatzungsmächte nach dem Zweiten Weltkrieg geschlagen – wenig später ballerte er sie dann vielmehr seinen Gegnern fest um die Ohren. „Er war in der Jugend sehr gut und hat viel gewonnen. Besonders stolz war er auf seinen Sieg beim Kremser Jugendturnier. Er war ein Allrounder, auch ein guter Fußball- und Eishockeyspieler, aber er hat immerzu für den Tennissport gelebt. Mit Schwechat ist er später sogar fünfmal Österreichischer Mannschaftsmeister geworden“, erzählte Kary. Zweimal kam Pazderka dann auch fürs ÖTV-Davis-Cup-Team zum Einsatz: im Frühling 1965 in Finnland (4:1 für Österreich) und gegen Frankreich (0:5-Niederlage), absolvierte dabei jeweils zwei Einzel (1:3-Bilanz) und je ein Doppel (1:1). Doch der sicherlich erinnerungswürdigste Erfolg glückte ihm Ende der 1960er-Jahre, als er beim traditionsreichen Tennisturnier von Kitzbühel, dem damaligen Head Cup, mit der US-Tennisikone Arthur Ashe im Doppelbewerb triumphierte.

Kary: „Für mich war er ein Genie und ein großer Sportsmann“

Nach seiner Tenniskarriere übernahm Pazderka dann ein Geschäft der hochdekorierten, italienischen Sportmodemarke Sergio Tacchini auf der Gumpendorfer Straße in Wien. „Er hat das sehr gut geführt und am meisten von ganz Wien und überall verkauft. Er war ein guter Geschäftsmann. Ein besonderes Highlight war für ihn, als er mit Sergio Tacchini in Rom war und beim Tennisturnier dort drei Tage eingeladen war, gemeinsam mit Gabriela Sabatini“, wusste Kary über seinen langjährigen Weggefährten. Der den Tennissport bis zuletzt stets geliebt und nicht zuletzt deshalb Ende der 1960er-Jahre in Wien-Gersthof auch eine der ersten Tennishallen gebaut habe – zu dieser Zeit noch eine Rarität. Gerne habe Pazderka laut dem KURIER über vergangene Zeiten berichtet, sei mehrfach geehrt worden und nahezu bis zuletzt gern gesehener Gast bei diversen Tennisveranstaltungen gewesen. Der Spaß sei hierbei nie zu kurz gekommen, erinnerte sich Kary beispielsweise an die Eröffnung des Tenniscenters Khail in Maria Lanzendorf, als Pazderka sein Können mit der gelben Filzkugel statt mit einem Schläger mit einer Bratpfanne gezeigt habe. „Er war ein Supergenie für Exhibitions, einer der besten Doppelspieler Österreichs. Für mich war er ein Genie und ein großer Sportsmann, eine echte Legende“, befand Kary.

Der Tod seines guten Freunds traf Kary schwer, mit Pazderka habe er einen besonderen Menschen in seinem Leben verloren: „Er war lustig, hatte einen Schmäh der alten Schule und hat vielen Leuten geholfen, wenn er Geld hatte. Bernhard Pils und all seine anderen Zeitgenossen haben ihn alle geliebt, ‚Patzi’ konnte mit allen gut. Er hat alle gekannt, das hat mich bei ihm immer fasziniert. Ich selbst habe ihn 59 Jahre lang gekannt. Als er aus Australien damals zurückgekommen ist, haben wir danach in Wien sehr viel miteinander trainiert – immer, wenn wir beide da waren. So ist mit der Zeit eine Freundschaft daraus entstanden. Er hat mir auch geholfen, als meine Frau zehn Jahre lang krank war.“ Noch am Tag vor seinem Ableben hatte sich Pazderka mit Kary getroffen. Bis zuletzt verband die beiden eine enge Freundschaft – bis zu diesem traurigen 20. Juni, an dem Pazderka von einem Tag auf den anderen aus dem Leben gerissen wurde.

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