Das Lebenswerk ist längst nicht zu Ende
"Ich habe geheiratet, habe vier Kinder, ein Haus gebaut. Meine vier Kinder sind von Dauer. Es ist das, was von einem Menschen übrig bleibt", sagt Günter Bresnik.
Vier Kinder also.
Sonst nichts?
Alles Gute zum 60er, Günter Bresnik, wir wünschen Ihnen Glück, Gesundheit, weiterhin viel Erfolg! Als 60-Jähriger wird man noch lange nicht als "rüstig" bezeichnet oder "für sein Alter eh noch gut bei'nand" - es liegen also noch viele Jahre vor Ihnen, und bei diesem Lebenswandel werden es wohl noch ein paar Jahrzehnte sein, in denen Sie das österreichische Tennis weiter mitgestalten und prägen werden, wie Sie das in der Vergangenheit getan haben.
Günter Bresnik hat viele Jahre mit Horst Skoff und Stefan Koubek gearbeitet. Als Trainer von Welt wurde er u.a. von Boris Becker, Henri Leconte und Patrick McEnroe engagiert. Und er hat Dominic Thiem vom Neunjährigen zum Dauergast in den Top-10 der ATP-Weltrangliste geformt - die Ausbildung dauerte 14 gemeinsame Jahre.
Im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur - legt der Jubilar eine Zwischenbilanz über sein Leben ab.
"Ich habe extrem viel Glück gehabt, sowohl was meine privaten, als auch meine beruflichen Belange betrifft. Ich bin in eine Familie reingeboren worden, die ich mir besser kaum ausmalen hätte können, super Eltern, Schwestern. Eine sehr kleine Familie, die fast optimal funktioniert hat."
Der Sohn zweier Mediziner und gebürtige Wiener wuchs in Perchtoldsdorf auf und begann mit 16 selbst Tennis zu spielen.
Auch Bresnik wollte Arzt werden und studierte acht Semester lang Medizin, seine Leidenschaft gehörte aber schon damals dem Tennis. "Ich habe nicht schlecht gespielt", schreibt Bresnik in seinem Buch "Die Dominic-Thiem-Methode". Mittlerweile war er als Hilfstrainer und Sparringpartner in der Südstadt und konnte mit nationalen Turnierspielern gut mithalten. "Für die berufliche Schiene ist eigentlich Eugen Gressl verantwortlich. Er ist der Trainer, bei dem ich selbst Tennis spielen gelernt habe, und ich mich früh auf die Trainerschiene verlegt habe."
"Skoffie" macht die Tür auf
Als ihm dann Horst Skoff über den Weg lief, veränderte das Bresniks Laufbahn nachhaltig. "Die Türe zum internationalen Tennis hat mir sicherlich der Skoffie aufgemacht", erinnert sich Bresnik. Im Sommer 1987 begann die Zusammenarbeit so richtig, und es sollte der Beginn einer mittlerweile rund 35-jährigen Trainer-Karriere werden.
Dass er als einziger Trainer des modernen Tennis einen Spieler aus der Kindheit bis in die Top Ten geführt hat, macht ihm so schnell keiner nach. Doch als "Lebenswerk" würde Bresnik Dominic Thiem dennoch nicht bezeichnen. "Ein Lebenswerk sind nicht einzelne Sportler. Es ist das, was ich mir als Trainer an Wissen und Fähigkeiten angeeignet habe. Die Ergebnisse daraus sind eigentlich X-beliebig reproduzierbar. Die Beliebigkeit wird nur durch die Zeit eingeschränkt", sagt Bresnik zur APA.
International anerkannt ist Bresnik, der sich auch selten ein Blatt vor den Mund nimmt und gern über den Tellerrand blickt, schon lange gewesen, auch vor Thiem. "Für mich ist es immer eine Ehre, wenn international eine Vorhand als Bresnik-Vorhand bezeichnet wird. Aber ein Lebenswerk ist das auch nicht."
Die Pension in weiter Ferne
Bresnik, so erzählt er der APA, feiert eigentlich gern jeden seiner Geburtstage. "Aber ich möchte kein Riesentheater. In der Coronazeit ist es sowieso schwierig. In jüngster Vergangenheit ist es mir auch so klar geworden, wer die Leute sind, die zu einem stehen, die der Bezeichnung Freund wirklich gerecht werden." Daher lieber mehrere kleine Zusammentreffen. "Wie ich meine Frau kenne, wird sie sich sicher ein Überraschungsfest einbilden. Wenn ihr das einfällt, mache ich kehrt und bin in den nächsten zehn Stunden nicht gesehen", meint er fast schelmisch.
Auch mit 60 denkt Bresnik nicht an so etwas wie eine Pension, auch wenn er laut eigenen Aussagen schon mit 35, 40 finanziell ausgesorgt hatte. "Es gibt Leute, die mich fragen, wie kannst du mit einem Jugendlichen trainieren? Für mich ist es kein Unterschied in der Tätigkeit, ob du mit einem Nummer-1-Spieler oder einem Anfänger, der vielleicht ein Clubturnier wird gewinnen können, trainierst. Es macht mir beides Spaß. Es geht um den Sport und nicht um die Ranglistenposition."
Bresnik arbeitet seit November u.a. mit dem französischen Spitzenspieler Gael Monfils, ist dazu öfter in der Schweiz und war zuletzt auch in Monte Carlo. Erst vergangene Woche ist mit Dennis Novak Österreichs Nummer zwei zurück in seine Akademie in die Südstadt gekommen. Über mangelnde Arbeit muss sich der zweimalige ÖTV-Daviscup-Kapitän und ÖTV-Sportdirektor auch zu Beginn seines siebenten Lebensjahrzehnts nicht beklagen.