Offener Brief von Univ.Prof. Dr. Ernst Wolner
Sehr geehrte Präsidiumsmitglieder,
Liebe Landespräsidenten,
Große österreichische Tennisfamilie!
Mit großer Besorgnis verfolge ich die jüngsten Entwicklungen im ÖTV. Was müssen sich die Tausenden ehrenamtlichen Funktionäre/innen in den 2000 Tennisvereinen denken, wenn sie dieses entwürdigende Schauspiel verfolgen, welches sich jetzt im ÖTV abspielt?
Um nicht Gefahr zu laufen, jetzt quatscht ein Altpräsident vom Balkon der Muppetshow, darf ich durchaus selbstkritisch festhalten, dass auch in meinen 15 Jahren Fehler passiert sind. Sicher war am Anfang meiner Präsidentschaft die Ball-Causa, welche trotz höchster juristischer Beratung vor dem OGH verloren ging, kein Ruhmesblatt. Mein größter strategischer Fehler war, dass ich, als Thomas Muster Daviscup-Kapitän werden wollte und wurde, nicht seinem Vorgänger Bresnik das Amt des Sportdirektors angeboten habe. Trotzdem habe ich den Verband 2012 nach 15 Jahren mit einer Rücklage von siebenhunderttausend Euro und einem Daviscup-Team, das damals nach dem Sieg über Russland Nr. 8 der Welt gewesen ist, verlassen. Leider ist mir nach dem Rücktritt von Sybille Bammer (Nr.18 WTA) keine wirkliche Weiterentwicklung des Damentennis gelungen, immerhin hatten wir damals Tamira Paszek, heute haben wir niemanden.
Der größte strategische Fehler, der nach meíner Zeit passiert ist, war der Umstand, dass plötzlich zwei Landespräsidenten Mitglieder des ÖTV-Vorstandes wurden. Damit kam es zu einer Vermischung zwischen Aufsicht und operativer Tätigkeit. Aufgabe des Präsidiums ist, den Verband zu führen, Aufgabe des Länderkuratoriums und damit der Landespräsidenten ist, den Vorstand zu kontrollieren. Wenn jetzt, soferne ich den verschiedenen Aussagen Glauben schenken kann, die Landespräsidenten im Rotationsprinzip ÖTV Präsident sein wollen, so ist diese Vermischung zwischen Aufsicht und operativer Tätigkeit der Supergau schlechthin.
Ich darf hinweisen, dass mit Purner, Groß und Klausner die Promotion von Landespräsidenten zu ÖTV-Präsidenten offensichtlich gescheitert ist. Die derzeitigen Landespräsidenten/innen mögen sich selbstkritisch die Frage stellen, ob sie über jene gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Verbindungen verfügen , welche zum Anstellungsprofil eines ÖTV-Präsidenten zählen.
Man findet niemanden für die Position eines ÖTV Präsidenten/in? Lächerlich, man muss nur zum Finale des Stadthallenturniers kommen und einen Blick auf die Logen machen. Man findet dort reihenweise tennisaffine Persönlichkeiten, die einen hervorragenden Präsidenten/in des ÖTV abgeben könnten. Man muss sie nur suchen, einladen und unterstützen.
Den Landespräsidenten kann ich nur empfehlen, die Brötchen, die sie jetzt backen wollen, sind für sie viel zu groß.
Univ.Prof. Dr. Ernst Wolner, Ehrenpräsident des ÖTV