Davis Cup

Novak siegt, Rodionov verliert: 1:1 nach Tag 1 im Davis Cup in Südkorea

Die Chancen von Österreichs Davis-Cup-Team auf das Finalturnier 2022 sind nach dem ersten Spieltag in Seoul allemal gewahrt.
Verfasst von: Manuel Wachta, 04.03.2022
© | GEPA pictures/ Christian Moser
Jurij Rodionov

Alles offen beim Davis Cup in Seoul! Nach dem ersten Tag der Qualifikationsrunde zwischen Südkorea und Österreich am Olympic Park Tennis Court steht es 1:1. Für das ÖTV-Team um den Neo-Kapitän, Jürgen Melzer, hatte Dennis Novak am frühen Freitagmorgen nach MEZ für einen Start nach Maß gesorgt. Österreichs Nummer eins (ATP 143) fertigte die Nummer zwei der Gastgeber, Jisung Nam (ATP 462), im ersten Einzel in nur 56 Minuten mühelos 6:1, 6:4 ab. Im zweiten Match hatte Jurij Rodionov damit eine Chance zur möglichen Vorentscheidung für die rot-weiß-rote Auswahl. Daraus wurde jedoch nichts, der 22-Jährige (ATP 194) unterlag Südkoreas Spitzenspieler Soonwoo Kwon (ATP 65) nach 1:38 Stunden Spielzeit mit 5:7, 4:6.

Damit könnte nicht gänzlich unerwartet dem Doppel am Samstag (ab 3:00 Uhr nach MEZ, live auf oetv.at und LAOLA1.at) diese womöglich vorentscheidende Rolle zukommen. Hierfür sind Österreichs Debütanten, Alexander Erler und Lucas Miedler, gegen Nam und Minkyu Song nominiert. Im Anschluss spielt Novak gegen Kwon im Einser-Duell das dritte Einzel, gefolgt vom Zweier-Duell Rodionov – Nam. Bei einem Sieg bestreitet Österreich vom 14. bis 18. September die Gruppenphase des Finalturniers, bei einer Niederlage wartet am 16. und 17. September das Play-off gegen den Abstieg in die Weltgruppe I.

Novak lässt nichts anbrennen

Der Sieg von Novak war zu keiner Zeit gefährdet, der 28-jährige Niederösterreicher wurde seiner Favoritenrolle souverän gerecht und bot eine äußerst überzeugende Leistung. Ihm gelangen, dank einer vor allem starken Returnleistung, gleich Breaks zum 3:1 und 5:1, nach der Abwehr des einzigen Breakballs gegen sich im gesamten Match verwertete er den ersten Satzball und servierte zur Satzführung aus. Durch ein Break im ersten Game stellte Novak im zweiten Durchgang rasch endgültig die Weichen auf Auftakterfolg. Von 1:1 im ersten Satz weg gewann er satzübergreifend sieben Games am Stück, blieb letztlich bis zum Schluss ungefährdet und ließ keine Breakchancen mehr zu. Bei eigenem Service gab Novak gesamt nur sieben Punkte im Match ab und nützte mit einem starken Halbvolley seinen ersten Matchball.

Rodionov mit tapferem Kampf

Rodionov befand sich gegen Kwon klar in der Außenseiterrolle und zog, trotz recht couragierter Leistung, den Kürzeren. Die heimische Nummer zwei im Kader hatte den schlechteren Start und lag gegen den gleich stark aufspielenden Kwon mit 0:2 und 0:40 bei eigenem Aufschlag zurück. Aber nachdem Rodionov das Doppelbreak abwenden konnte, fand er immer besser ins Spiel und glich in seiner besten Phase auf 3:3 aus. Auch nach dem nächsten Serviceverlust zum 4:5 kam er zurück, stellte gar nach Abwehr eines Satzballs auf 5:5, das nächste verlorene Aufschlagspiel zum 5:6 konnte er allerdings nicht mehr kompensieren. Der zweite Durchgang begann mit drei Breaks in Folge – jenes zum 1:2 konnte der gebürtige Nürnberger letztlich nicht mehr aufholen. Er konnte sich keine Breakmöglichkeit mehr erspielen.

Die Stimmen zu Tag 1

Jürgen Melzer: „Es waren zwei ganz unterschiedliche Partien. Am Ende des Tages war ein 1:1, das von den Rankings der Spieler her zu erwarten war, obwohl ich vor Jurijs Match ein gutes Gefühl hatte. Ich bin sehr stolz auf Dennis, wie er vom ersten Punkt weg gespielt hat. Er hat das gesamte Match dominiert, gleich Gas gegeben, aggressiv gespielt, seinem Gegner das Spiel aufgezwungen und ihn niemals atmen lassen, immer gepusht und genau jenen Matchplan durchgezogen, den wir davor besprochen haben. Man hat einen Klassenunterschied gesehen. Es ist nie leicht, den Fokus vom Anfang bis zum Ende zu halten, aber das hat er geschafft und dafür muss ich ihm das größtmögliche Lob aussprechen. Er hatte vom ersten bis zum letzten Punkt nicht einen Hänger, ist total fokussiert geblieben. Das muss man ihm hoch anrechnen. Darum hat er souverän und verdient in zwei Sätzen gewonnen.

Die zweite Partie war da ganz anders. Kwon ist extrem gut und aggressiv gestartet, fast wie aus der Pistole geschossen. Das war echt unfassbar, was er die ersten drei Games bis 0:2 und 0:40 gespielt hat. Jurij hat sich dann aber reingefightet, was mir extrem getaugt hat. Nachdem er den Aufschlag noch gehalten hat, ist er mehrmals zurückgekommen und hatte seine Chancen. Es war dann ein Spiel auf Augenhöhe, das bloß wenige Punkte entschieden haben. Kwon hat die entscheidenden Punkte am Ende etwas besser gespielt und Jurij hatte leider nicht seinen besten Aufschlag-Tag. Er hatte zu wenige Erste im Feld, hat seine Spots nicht getroffen – und Kwon returniert super und dann wird es schwer. Dann ist man stets gleich am Hinterfuß, muss reagieren, kann so nicht agieren. Wenn er besser aufgeschlagen hätte, wäre vielleicht ein anderes Ergebnis herausgekommen. Er hat aber stets gefightet, alles gegeben, ist immer wieder zurückgekommen und hat tolle Einstellung gezeigt.

Ich freue mich auf die weiteren Matches. Unser Ziel müssen natürlich zwei Punkte sein – egal, wer sie holt. Ich bin aber zuversichtlich für das Doppel. Alexander und Lucas haben die letzten sieben, acht Monate echt gut gespielt und haben eine gute Chance, und dann muss es einer unserer zwei Einzelspieler schaffen. Die Burschen haben heute gut gespielt, wir sind immer noch voll im Plan und haben eine gute Chance, dass wir morgen als Gewinner hervorgehen.“

Dennis Novak: „Ich habe auch die letzten Wochen gut gespielt, bei den Turnieren aber ein paar Chancen ausgelassen. Das ist mir heute hingegen gut gelungen, ich habe meine Chancen eigentlich alle genützt und richtig gut gespielt. Entscheidend war, dass ich von der Grundlinie sehr gut gespielt habe und vom ersten bis zum letzten Punkt fokussiert geblieben bin, jedes Game. Ich wollte mich voll auf mein Spiel konzentrieren. Wir hatten einen Matchplan, der hat sehr gut funktioniert. Am Samstag wird es gegen Kwon aber wohl noch schwerer. Er ist ein sehr guter Spieler und ich werde sicherlich noch besser spielen müssen. Ich werde mich aber wieder gut darauf vorbereiten und bin gespannt, es wird sicher ein tolles Match. Ich fühle mich wohl hier, wir sind gut vorbereitet und haben ein super Team. Deswegen ist es trotz Bubble ein Auswärtsspiel wie jedes andere. Wir haben einen Riesenspaß – und das zeichnet uns auch aus. Wir sind auf dem Platz gleichzeitig voll fokussiert, und deshalb werden wir hier morgen zuschlagen und uns dann mit einem Sieg im Gepäck verabschieden.

Mein Head-to-head gegen Kwon sagt jetzt nicht so viel aus. Es ist schon drei Jahre her, dass wir gespielt haben. Er hat sich weiterentwickelt, ich mich auch. Natürlich hilft es aber, wenn man ein 2:0 im Head-to-head hat, das hat er sicherlich auch im Hinterkopf. Vor allem war es auch zwei Mal auf Hartplatz in der Halle, deshalb ist es sicherlich nicht schlecht. Ich freue mich natürlich auf das Match. Er ist ein richtig guter Spieler, aber es ist auf jeden Fall was drinnen.“

Jurij Rodionov: „Es war eine sehr gute Vorstellung von Kwon. Wir haben um jeden Punkt gekämpft. Am schwersten war es sicher von der Intensität her. Kwon hat bis zum letzten Punkt unglaublich gespielt. Die heute auch größere Konstanz von ihm war sicherlich der größte Unterschied, und auch meine Aufschlagleistung war ein großer Faktor, warum ich es verloren habe. Ich habe dennoch vom Anfang bis zum Ende gekämpft und meine Chancen gehabt und bin sicher bereit für morgen, falls ich wieder spiele natürlich und es zum fünften Match kommt und Österreich mich braucht. Ich bin gerne da beim Team und werde wieder mein Bestes geben.“

ÖTV-Präsident Martin Ohneberg: „Dennis hat sehr gut und konsequent gespielt und erwartungsgemäß gewonnen. Jurij hat leider verloren, aber Chancen gehabt – da wäre mehr drin gewesen, was schade ist. Die Stimmung in der Halle war sehr gut, es war ein faires Spiel, die Südkoreaner sind im Umgang sehr fair. Ich glaube, wir sind trotz mengenmäßiger Unterlegenheit von der Stimmung gleich stark oder besser. Wir haben versucht, das Team echt anzufeuern und es hat gut funktioniert.

In Summe ist die Stimmung im Team sehr, sehr gut, alle sind motiviert. Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass wir 2:0 führen, das wäre für den zweiten Tag ideal gewesen. Den Optimismus werden wir aber nicht verlieren, das 1:1 ist eine gute Ausgangsposition, morgen gibt es dann die große Entscheidung. Wir werden mit Zuversicht in den Tag reingehen. Ich bin optimistisch, dass wir morgen die nötigen zwei Punkte machen können. Ich hoffe, dass es nach dem Doppel und dem Spiel von Dennis schon uneinholbar 3:1 für uns steht. Unser Doppel ist gleich trainieren gegangen, die bereiten sich vor. Unser Team muss am Abend noch einen PCR-Test machen, weil sie schon länger als sechs Tage in Südkorea sind. Dann werden wir gemeinsam Abendessen und dann geht es ab ins Bett, sodass alle morgen munter sind und wir den Tag hoffentlich erfolgreich abschließen können.“

Alexander Erler: „Das Doppel kann da sehr entscheidend sein und klar ist es ein bisschen unterschiedlich zu spielen, ob es jetzt 1:1 oder 2:0 oder 0:2 steht. Aber ich glaube, Lucas und ich haben schon oft gezeigt, dass wir unter Druck auch sehr gut spielen können. Das Wichtigste ist, dass wir unser Spiel einfach von Anfang bis Ende durchziehen, aggressiv spielen, gut aufschlagen, uns immer pushen und vor allem konzentriert bleiben – im Doppel kann‘s in beide Richtungen ziemlich schnell gehen. Es ist eine riesengroße Ehre für uns, zum ersten Mal im Doppel für unser Land im Einsatz zu sein. Wir werden Vollgas geben und das Beste draus machen.“

Lucas Miedler: „Alexander hat ihr Doppel beobachtet. Ich nicht, weil ich da gerade zur selben Zeit trainiert habe, aber Jürgen hat viel von ihnen gesehen und wird uns sicherlich die richtige Taktik mitgeben. Die ersten Eindrücke, die ich von Nam/Song gewonnen hatte, sind, dass sie ziemlich gut am Netz sind, schnelle Hände haben – aber ich denke, wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen und dann haben wir eine wirklich gute Chance, gegen die beiden zu gewinnen und uns hoffentlich die entscheidenden Punkte zu holen.“

 

Davis Cup 2022, Qualifikationsrunde in Seoul:

Südkorea – Österreich 1:1.

 

Freitag

Jisung Nam – Dennis Novak 1:6, 4:6

Soonwoo Kwon – Jurij Rodionov 7:5, 6:4

 

Samstag

Jisung Nam / Minkyu Song – Alexander Erler / Lucas Miedler

Soonwoo Kwon – Dennis Novak

Jisung Nam – Jurij Rodionov

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