Aus 1:7 mach 11:9 - Melzer spielt um den Titel

Welch Aufholjagd, welch Sieg der Moral! Jürgen Melzer und Edouard Roger-Vasselin drehen das Match-Tiebreak gegen Ram/Salisbury, wehren einen Matchball ab und ziehen bei den ATP-Finals in London ins Endspiel ein.
Verfasst von: Harald Schume, 21.11.2020
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Nach Dominic Thiem, der sich mit dem Dreisatz-Sieg gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic für das Endspiel der ATP-Finals in London qualifiziert hatte, schaffte auch Jürgen Melzer an der Seite von Edouard Roger-Vasselin den Sprung zum Showdown am Sonntag. Das niederösterreichisch-französische Duo eliminierte im Semifinale die als Nummer zwei gesetzte US-amerikanisch-britische Paarung Rajeev Ram/Joe Salisbury (2) nach 1:47 Stunden mit 6:7 (4/7), 6:3, 11:9. Melzer steht damit als zweiter österreichischer Doppel-Spieler nach Julian Knowle 2007 im Endspiel des Masters. Die Gegner heißen Wesley Koolhof und Nikola Mektic (Nl/Kro/5).

"Die Chance zu haben, ums ATP Masters zu spielen, ist extrem. Es ist von der Besetzung her noch besser als ein Grand Slam", sagte Melzer. "Ein Sieg würde ganz oben mit den Grand-Slam-Titeln stehen." 

Melzer und Roger-Vasselin konnten im ersten Satz das Break zum 1:0 nicht halten und lagen im zweiten Durchgang 0:2 zurück, ehe das als Nummer 7 gesetzte Gespann auf Touren kam. Das Match-Tiebreak hätte allerdings schlechter kaum beginnen können: Bei 5:1 für Ram/Salisbury wurden erstmals die Seiten gewechselt, für Melzer und Roger-Vasselin gab es nach dem 1:7 scheinbar keinen Weg  zurück. Doch mit sechs Punkten in Folge gelang der Ausgleich zum 7:7. Den Matchball für Ram/Salisbury bei 8:9 wehrte Melzer mit einem Smash im Fallen ab, schließlich schloss der Linkshänder mit einem Ball durch die Mitte die nicht für möglich gehaltene Aufholjagd erfolgreich ab.

Der Deutsch-Wagramer sieht sich kurz vor dem Ende der Karriere so gut wie nie im Doppel. "Ich glaube sogar, dass ich im Moment sicher am besten spiele, abgesehen davon, wie Petzschner und ich gespielt haben. Ich als individueller Doppel-Spieler bin sicher um einiges besser als 2010 und 2011 zu Zeiten der Grand-Slam-Siege", sagte der Wimbledon- und US-Open-Champion.

Melzer könnte seine herausragende Karriere also mit einem der prestigeträchtigsten Titel im Tennissport krönen. Im Februar, nach den Australian Open, tritt der 39-Jährige das Amt des Sportlichen Leiters im Österreichischen Tennisverband an.

Perfekt für den ÖTV.

Traurig für Tausende seiner Fans, denen der Ausnahmekönner fehlen wird.

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