Ein Youngster verabschiedet die Nummer 1
Für einen Auftakt ganz nach dem Geschmack der bereits am Vormittag zahlreichen Tennisfans am TC Tulln sorgte Sebastian Ofner. Österreichs Nummer 4 aus dem steirischen St. Marein (25, ATP-Nr. 168) gelang gegen den groß aufspielenden Deutschen Qualifikanten Benjamin Hassan mit 6:3, 5:7 und 7:6 ein Kampfsieg. Die Analyse des Daviscup-Spielers: „In den Sätzen zwei und drei habe ich ein wenig den Faden verloren. In den langen Rallyes hätte ich öfter nachgehen müssen, zwischendurch hat mich gelegentlich der Aufschlag verlassen. Aber dafür war es läuferisch sehr ordentlich – und ein Auftaktsieg fühlt sich immer gut an.“ Nächster „Ofi“-Gegner: Frankreichs Hugo Gaston (20, ATP-Nr.: 127), der den Wiener Qualifikanten Neil Oberleitner mit seinem trickreichen Spiel nach einem knappen ersten Durchgang letztlich 7:6, 6:2 schlagen konnte.
Für die erste ganz große Sensation der NÖ Open powered by EVN sorgte aber der 20-jährige Grazer Filip Misolic. Als Nummer 536 der Welt schlug der Rechtshänder mit athletischem und aggressiven Grundlinientennis und einer Extraportion Mental-Power überraschend die Nummer 1 des Turniers, den Italiener Marco Cecchinato. 2018, beim Einzug ins Paris-Semfinale, schlug der Mann aus Brescia Novak Djokovic, 2021 in Tulln musste er sich Filip Misolic mit 6:7, 6:2 und 2:6 geschlagen geben. Letzterer bilanziert nach seinem bislang größten Sieg erfrischend: „Es war unglaublich, wie viel Energie mir das Publikum gegeben hat, das bin ich noch gar nicht so gewohnt.“ Am Mittwoch bekommt es Misolic mit Tschechiens gleichaltriger Hoffnung Jonas Forejtek zu tun. Letzterer wird übrigens vom ehemaligen Vorarlberger Weltcup-Skirennläufer Kilian Albrecht gemanagt und ist damit „Stallkollege“ von Alpin-Superstar Mikaela Shiffrin.
Weiter im Rennen um den Titel bleibt der in Tulln an zwei gesetzte Jiri Vesely. Aber ATP-Nr. 90 hatte heftig zu kämpfen. Und zwar gegen den seit Montag 19-jährigen Radstädter Lukas Neumayer (ATP-Nr. 761), der den haushohen Favoriten mit spektakulären Konterschlägen und unbändigem Kampfgeist alles abverlangte und beim 5:7, 6:7 in beiden Durchgängen Satzbälle vorfand.
Ein anderer Jungstar, nämlich der 18-jährige Däne Holger Rune, der erst unlängst bei den US-Open Branchenleader Djokovic an den Rand der Verzweiflung getrieben hatte, musste sich dem bärenstarken Polen Kamil Majchrzak in drei Sätzen beugen.
Ein Schicksal, das Rune mit Niederösterreichs Routinier Gerald Melzer teilt. Der 31-jährige, der von einer langwierigen Knöchelverletzung zwischenzeitlich sogar aus den ersten 1000 des ATP-Rankings geworfen wurde, spielte gegen Felipe Meligeni vor vollen Rängen am Center Court speziell im zweiten Durchgang groß auf, musste sich letztlich aber der Konstanz und Länge in den Schlägen des Brasilianers beugen – 2:6, 6:3, 5:7. Trotzdem, die Form stimmt und das Doppel-Highlight am Mittwoch an der Seite von Bruder Jürgen gegen den deutschen Publikumsliebling Dustin Brown und den Italiener Vavassori kann kommen (nicht vor 17 Uhr).
Den Tennis-Dienstag am TC Tulln beschloss Österreichs Nummer 2, Dennis Novak (ATP-Nr. 125), am Center Court gegen den weißrussischen Qualifikanten Uladzimir Ignatik (ATP-Nr. 377). Kurz vor 19.30 Uhr musste das Match beim Stand von 1:6, 6:4 2:2 aus Sicht von Jungvater Novak wegen Dunkelheit abgebrochen werden. Fortsetzung am Mittwoch ab 11 Uhr.
Außerdem am Mittwoch im Einsatz: die beiden österreichischen Wildcard-Doppel Lenny Hampel/Lukas Krainer und Benedikt Emesz/Hans-Peter Kaufmann.