Dominic Thiem fiel ins Konzentrationsloch
Österreichs Ausnahme-Tennisspieler Dominic Thiem muss bereits nach dem zweiten Tag von Wimbledon 2019 die Heimreise antreten. Nach verheißungsvollem Beginn kippte die Partie gegen den gefährlichen Rasenspieler Sam Querrey am Ende des zweiten Satzes, nach vier Sätzen hieß es 7:6 (4), 6:7 (1), 3:6, 0:6. Auch für Qualifikant Dennis Novak kam in vier Sätzen das Aus.
Die Experten waren sich nach der Auslosung einig gewesen: Wesentlich härtere Lose als den Zwei-Meter-Mann aus Kalifornien hätte es für einen gesetzten Spieler wie Dominic Thiem in Runde eins nicht geben können. Vor zwei Jahren war Querrey am heiligen Rasen nach Siegen über Tsonga, Anderson und Murray bis ins Halbfinale vorgestoßen, bereits ein Jahr zuvor hatte er sogar Novak Djokovic auf seine Wimbledon-Abschussliste gesetzt. Zuletzt bewies er mit dem Finaleinzug in Eastbourne starke Form.
Jedoch: Gegen Thiem spielte Querrey bisher nicht so gern, in vier Spielen hatte es vor dem Wimbledon-Aufeinandertreffen erst einen Sieg gegeben. Thiems Matchplan: Querreys Waffen, den starken Aufschlag und sein aggressives, riskantes Rückschlagspiel mit verlässlichen Volleys, nicht zur Geltung kommen lassen und notfalls im Tiebreak Nervenstärke beweisen. Zunächst lief alles wie am Schnürchen: Zwar ging es fast erwartungsgetreu ohne Break ins Tiebreak und dort ohne Minibreak bis zum 4:3, doch dann unterlief Querrey der erste und einzige folgenschwere Fehler. Trocken nützte Thiem seine eigenen Service-Punkte zur Satzführung.
Gegen Ende des zweiten Satzes fiel dann aber - rückblickend und unerwartet - die Vorentscheidung: Zwei Break- und Satzbälle für Thiem und den drohenden 0:2-Satzrückstand wehrte Querrey mit eigenem Aufschlag und etwas Glück ab, wieder ging es ins Sudden Death. Dort leistete sich Thiem erstmals im Match einige Konzentrationsschwächen: Satzausgleich!
Gegen Querreys Ersten war im gesamten Match kein Gras gewachsen, doch im Unterschied zu den Sätzen eins und zwei, als der Amerikaner noch keine einzige Breakchance vorgefunden hatte, unterliefen Thiem nun beim eigenen Aufschlag zu viele leichte Fehler. Thiem fiel ins Loch, Querreys Selbstvertrauen wurde immer größer und größer. Breaks für die Nummer 65 der Welt zum 5:3 im dritten und gleich drei an der Zahl im vierten Satz - so schnell kann ein Match auf Rasen gelaufen sein. Bitter!
Schwacher Trost: Punkte in der ATP-Rangliste verliert Thiem keine, im Vorjahr hatte er in Runde eins gegen Marcos Baghdatis aufgeben müssen. Am Dienstagabend schied mit Dennis Novak auch der zweite Österreicher im Herren-Einzel aus. Auch Novak begann gegen Marton Fucsovics aus Ungarn gut, gewann den ersten Satz und hatte im dritten Satz Chancen auf die neuerliche Führung, musste sich letztlich aber mit 6:3, 4:6, 6:7 (2), 2:6 geschlagen geben. Im Vorjahr hatte Novak, ebenfalls aus der Qualifikation kommend, sensationell die dritte Runde erreicht. Österreichs Hoffnungen beim dritten Grand-Slam-Turnier des Jahres ruhen somit auf den Doppel-Assen Oliver Marach, Jürgen Melzer und Philipp Oswald.