Der König bleibt auf dem Thron
Drittes Grand-Slam-Finale für Dominic Thiem nach Roland Garros 2018 und 2019, dritte Niederlage. So knapp wie am Sonntag war der 26-jährige Niederösterreicher aber noch nie dran, sich den Bubentraum eines Major-Triumphs zu erfüllen. Nach exakt vier hochklassigen Stunden musste sich der Österreicher dem 32-jährigen Serben Novak Djokovic mit 4:6, 6:4, 6:2, 3:6, 4:6 geschlagen geben. Für Vorjahrssieger Djokovic war es der bereits achte Titel in Melbourne, er blieb auch im achten Endspiel ungeschlagen und hat nun schon 17 Grand-Slam-Erfolge auf seinem Konto. Am Montag wird er Rafael Nadal als Weltranglisten-Ersten ablösen. Thiem wird wieder die Nummer 4 sein.
Für Djokovic war es der siebente Sieg im elften Duell mit Thiem, der die unglaubliche Serie der „Big Three“ nur knapp nicht stoppen konnte: Djokovic, Nadal und Roger Federer haben seit den US Open 2016 alle Grand-Slam-Turniere gewonnen.
Thiem verpasste den zweiten Grand-Slam-Titel für einen Österreicher. Thomas Muster hatte vor 25 Jahren Paris rotweißrote Tennis-Geschichte geschrieben. Freilich gratulierte er dem Sieger, dem er einen Fight auf Augenhöhe geliefert hatte. „Es ist surreal, was du seit Jahren machst. Du hast das Herrentennis auf ein neues Level gehoben. Ich bin froh, dass ich Teil dieser Reise bin, auch wenn es heute nicht ganz geklappt hat. Aber ich hoffe, ich bekomme bald eine Revanche“, sagte der Lichtenwörther beim Interview auf dem Platz. Djokovic wiederum gratulierte Thiem zu "einem großartigen Turnier. Ich habe knapp gewonnnen. Aber du hast noch viel Zeit und du wirst mehr als eine Grand-Slam-Trophäe gewinnen“.
Bei der Pressekonferenz analysierte Thiem das Match, sprach über seine Emotionen und Ziele.
Das sagte der Grand-Slam-Finalist aus Österreich
"Ich denke, dass ich mir nicht sehr viel vorwerfen kann. Einige Fehler hier und da. Einen Volley bei 3:4 im vierten Satz, der an der Netzkante hängenbleibt oder diese Vorhand bei 1:1 im fünften Satz, 30:15. Das sind Bälle, wo ich ein bisschen riskiere, die ich genauso wieder spielen würde, ich mir da nicht wirklich etwas vorzuwerfen habe. Dann war natürlich noch eine Riesenchance, die vielleicht das Match endgültig in meine Richtung hätte lenken können bei 1:1 im vierten Satz, Breakball. Aber den wehrt er sehr, sehr gut ab. Von dem her habe ich mir nicht wirklich etwas vorzuwerfen."
"Im zweiten Satz habe ich ein gutes Break gemacht, dann hat er das Rebreak zum 4:4 geschafft und ich gleich das 5:4 geschafft und ausserviert. Ich habe mir die Führung gleich zurückgeholt und war im dritten Satz eine Art Frontrunner. Er hatte da offensichtlich Probleme. Das hat es alles einfacher gemacht, diesen Satz zu gewinnen. Den habe ich sehr gut runtergespielt. Dann hat er sich aber vollkommen davon erholt Anfang vierter Satz."
"Natürlich, wenn du 2:0 in Sätzen und 5:1 führst oder ähnlich, dann kann man zu sich sagen, man hat es. Aber niemals in einem Finale gegen einen wie Novak. Ich war daher weit entfernt davon, so etwas zu denken."
"Ich habe mich physisch selten so müde gefühlt, speziell, nachdem jetzt all die Spannung abgefallen ist. Ich habe ein unglaublich intensives Spiel gegen Nadal gespielt, solch ein intensives Match gegen Zverev im Halbfinale. Heute wieder vier Stunden. Ich glaube, das war sehr anstrengend."
"Natürlich war das Finale ein großartiges Match. Es waren sehr kleine Details, die entschieden haben. Dann die Art, wie ich mein Level, wie ich die Spannung zwei Wochen lang gehalten habe. Ich hatte keine einfachen Matches, besonders ab dem Viertelfinale. Rafa in mehr als vier Stunden zu besiegen, zwei Tage später gegen Sascha - unglaublich intensives, enges Match. Dann wieder zwei Tage später gegen Novak, der hier die meisten Titel geholt hat und wieder auf einem sehr hohen Level gespielt hat. Ich bin daher nun ziemlich sicher, dass ich über einen ganzem Grand Slam auf einem sehr hohen Level spielen kann. Ich hatte keine Einbrüche. Das macht mich nicht stolz, aber für die nächsten großen Turniere zuversichtlich."
"Ich glaube, es sind nur kleine Details, die großen Drei in einem Finale zu schlagen. In den jüngsten zwei Endspielen - bei den US Open und hier- war es wirklich knapp. Es hätte auch für Medwedew gegen Nadal bei den US Open und für mich hier ausgehen können. Es fehlt nicht mehr als ein bisschen Glück, kleine Details. Vielleicht wenn ich diesen einen Breakball im vierten Satz genutzt hätte, würde ich dann hier als Sieger sitzen. Es bedarf nur harter Arbeit von mir und den anderen jungen Spielern, die das Potenzial für einen Grand-Slam-Titel haben. Jedes dieser vier Majors muss ich mit Entschlossenheit spielen, was mir hoffentlich eine neue Chance bringen wird."