Billie Jean King Cup

Billie Jean King Cup: USA werden am 1. Tag klarer Favoritenrolle gegen Österreich gerecht

Das Alpstar Austria Billie Jean King Cup Team liegt in Delray Beach mit 0:2 zurück.
Verfasst von: Manuel Wachta, 15.04.2023
© | GEPA pictures/ Walter Luger
Sinja Kraus

Als ganz deutlicher Underdog ist das Alpstar Austria Billie Jean King Cup Team in Delray Beach in die Qualifikationsrunde der Billie Jean King Cup by Gainbridge Finals gegangen. Und zumindest am ersten Tag sind die USA ihrer haushohen Favoritenrolle voll und ganz gerecht geworden, die Gastgeberinnen gingen mit 2:0 in Führung. Julia Grabher unterlag zunächst beim Auftaktspiel am Freitag (Ortszeit) glatt in zwei Sätzen. Die Vorarlbergerin (WTA 78) konnte US-Jungstar Coco Gauff (WTA 6) phasenweise fordern und musste sich nach 1:03 Stunden Spielzeit mit 1:6, 3:6 geschlagen geben. Im Anschluss erging es Sinja Kraus nur im zweiten Satz besser, freilich gegen ebenso starke Konkurrenz: Die Wienerin (WTA 153) verlor gegen die aktuelle Weltranglistendritte Jessica Pegula, vor den Augen etwa von ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer und US-Tennisikone und Bewerb-Namensgeberin Billie Jean King, nach 1:14 Stunden Spielzeit mit 0:6, 5:7.

Dadurch ist das lukrative Finalturnier für die Mannschaft von ÖTV-Billie-Jean-King-Cup-Kapitänin und -Sportkoordinatorin Marion Maruska, so wie zu befürchten, in weite Ferne gerückt. Hierzu müssten die ÖTV-Damen die letzten drei Matches gewinnen, um noch die Riesensensation im Delray Beach Tennis Center zu erbringen. Den zweiten Spieltag wird Grabher am Samstag um 14:00 Uhr Ortszeit (20:00 Uhr MESZ – live auf www.oetv.tv) im Einserduell mit Pegula eröffnen, daraufhin wäre das vierte Einzelmatch zwischen Kraus und Gauff geplant. Sollte es bis dorthin 0:3 stehen, würde allerdings wohl bloß noch das abschließende Doppel ausgetragen werden – für welches im Moment Kraus und Melanie Klaffner gegen Danielle Rose Collins und Caty McNally nominiert sind.

Grabher nach nervösem Start „voll dabei“

Der erste Spieltag im US-Bundesstaat Florida begann mit einer Verzögerung: Nach einer Gewitterwarnung wurden die Teams und ZuseherInnen nach der offiziellen Vorstellung gebeten, den Centercourt zu verlassen und Schutz zu suchen. Knapp 45 Minuten später konnten dann aber doch die Nationalhymnen gespielt werden und Grabher und Gauff zu ihrem ersten Duell miteinander einlaufen. Österreichs derzeitige Nummer eins erwischte dabei keinen guten Start, nach acht Minuten stand es 2:12 in Punkten und 0:3 in Games. Die Dornbirnerin fing sich anschließend, verbuchte viele schöne Punktgewinne und hatte bei 1:3 gar zwei Breakchancen, konnte jedoch beide durch Returnfehler nicht nützen. Es folgte ein Doppelbreak zum 1:5, nach 0:30 servierte die French-Open-Vorjahresfinalistin Gauff, die in Delray Beach wohnhaft ist und somit quasi doppelten Heimvorteil genießt, noch zu ihrer 1:0-Satzführung aus.

Im zweiten Durchgang hielt Grabher dann von Beginn an gut mit. Zwar musste sie ihren Aufschlag mit einem Doppelfehler zum 1:2 zuerst abgeben, erkämpfte sich aber mit ein paar starken Punkten das Rebreak. Doch einen weiteren Serviceverlust zum 2:3 konnte sie nicht mehr wettmachen. Im Gegenteil: Am Ende setzte es noch das Doppelbreak zum Matchverlust. „Ich bin jetzt natürlich doch enttäuscht, dass wir 0:1 hinten liegen“, sagte Grabher zunächst. „Ich habe nervös angefangen bin nicht gut ins Match gekommen. Sie war von Anfang an sehr aggressiv, ich habe schlecht ins Spiel gefunden. Aber ich habe dann wirklich das Gefühl gehabt, dass es mit jedem Game besser wird. Bereits im ersten Satz waren die Games am Ende umkämpft. 1:6 klingt dann schon ziemlich klar – und ich finde, es war dann gar nicht so klar.“

Auch im zweiten Satz habe Grabher „dann eigentlich sehr viele Chancen gehabt – schon bei 1:0 bei ihrem Aufschlag“, wo sie zwar zu keiner Breakmöglichkeit kam, aber weitaus mehr drinnen gewesen wäre. „Gegen so eine Topspielerin muss man das halt nützen, da kriegt man nicht so viele Chancen. Und jene, die ich gekriegt habe, habe ich leider nicht so genützt, wie ich es mir vorgestellt habe“, beklagte sie. „Ich glaube, ich war eigentlich voll dabei, nur sind die wichtigen Punkte leider in ihre Richtung gelaufen.“ Dennoch fand Grabher, die aktuell erstmals unter den besten 80 in der Welt steht, auch Positives: „Ich habe das trotzdem genossen. Es war eine unglaubliche Stimmung und Atmosphäre zum Tennisspielen. Es macht richtig Spaß hier.“

Auch Kraus im zweiten Satz auf Augenhöhe

Ganz ähnlich erging es in der zweiten Einzelpartie dann Kraus. Österreichs Nummer zwei verlor im ersten Durchgang gegen die fünfmalige Grand-Slam-Viertelfinalistin Pegula die Big Points und musste, trotz mehrmaliger Führungen in den Games, ziemlich unglücklich die Höchststrafe hinnehmen. In den zweiten Satz startete sie weit besser, kämpfte sich ins Spiel hinein und vermochte ihrer starken Gegnerin dann mit mutiger Spielweise alles abzuverlangen. Nach einem vermeidbaren Aufschlagverlust nach 40:0-Führung zum 3:5 kämpfte sich das 20-jährige Teamküken bravourös zurück, schaffte noch den Ausgleich zum 5:5. Ein Satzgewinn war Kraus letztlich jedoch nicht vergönnt, Pegula sicherte sich die letzten zwei Games und damit den Sieg.

„Ich habe eigentlich, von der Taktik her, im ersten und im zweiten Satz richtig gespielt“, fand Kraus. „Im Ersten sind mir vielleicht ein paar Fehler zu viel passiert, aber ich hatte definitiv meine Chancen, konnte nur leider kein Game machen. Im zweiten Satz habe ich versucht, weiter Gas zu geben. Ich wusste ja, dass es eigentlich nicht so klar ist, wie es aussieht und es in den Games enger war, und habe versucht, mein Spiel durchzuziehen, und das ist mir auch ganz gut gelungen. Leider hat es nicht für einen Sieg gereicht, aber ich bin trotzdem zufrieden mit meiner Leistung, gegen so eine Topspielerin so mitspielen zu können.“ Kraus geht dadurch mit einem guten Gefühl in den zweiten Tag: „Es war auf jeden Fall eine sehr, sehr schöne und besondere Atmosphäre hier. Ich freue mich bereits auf morgen. Wir sind alle motiviert und wollen nochmal das Beste herausholen.“

Maruska: „Es wird jetzt natürlich ganz schwierig“

Der nicht ideale Start ihrer Spielerinnen überraschte Teamkapitänin Maruska nicht: „Das ist irgendwo auch klar und verständlich gewesen. Beide haben noch nie gegen eine Top-Ten-Spielerin und vor solch einer Kulisse gespielt, bloß Julia schon mal vor recht großem Publikum.“ Die beiden Begegnungen seien aber auch enger gewesen als es die Resultate zeigen: „Besonders bei Sinja war ein 0:6 ungerechtfertigt, denn sie hatte viele Chancen. Es war unglücklich. Im zweiten Satz war es ein super Match, ein guter Kampf von ihr. Sie hat gesehen, dass sie voll mitspielen und sogar das Tempo machen kann. Das war auch unsere besprochene Taktik, die Punkte kurz zu halten, und das hat sie super umgesetzt. Deshalb war es dann auch so knapp.“

Auch bei Grabher sah Maruska von der Bank aus, „dass der zweite Satz dann enger war. Julia hat einen Fehlstart gehabt, auch aufgrund von Nervosität, sie ist dann aber immer besser reingekommen. Auch taktisch hat sie dann gut gespielt. Im zweiten Satz hat sie ein bisschen zu wenige erste Aufschläge hineingebracht und in ihrer Aufschlagleistung nachgelassen. Das war eigentlich der große Unterschied, muss man sagen, sonst war’s ziemlich gleichauf. Aber Gauff hat sensationell serviert, vor allem beim ersten Aufschlag einige richtige Kracher gehabt.“ Und so gehen die ÖTV-Ladies unter denkbar ungünstiger Ausgangsposition in den zweiten Spieltag: „Es wird natürlich ganz schwierig, überhaupt gegen zwei solche Topspielerinnen“, so Maruska. „Trotzdem ist es noch nicht vorbei. Im Tennis ist es immer erst aus, wenn der letzte Punkt gespielt ist. Bis dorthin werden wir um alles kämpfen.“ Die zweiten Sätze von Grabher und Kraus hätten ihr zudem „schon sehr viel Mut gemacht. Beide haben jetzt auch mal ein Spiel unter diesen Bedingungen gehabt. Ich denke, jedes bringt einen weiter. Das wird ihnen am zweiten Tag sicherlich helfen, auch wenn sie sich da auf eine neue Gegnerin einstellen müssen.“

Hier das Match von Julia Grabher gegen Coco Gauff auf www.oetv.tv.
Hier das Match von Sinja Kraus gegen Jessica Pegula auf www.oetv.tv.

Billie Jean King Cup 2023 in Delray Beach, Qualifikationsrunde:

USA – Österreich 2:0
Coco Gauff – Julia Grabher 6:1, 6:3
Jessica Pegula – Sinja Kraus 6:0, 7:5
Jessica Pegula – Julia Grabher
Coco Gauff – Sinja Kraus
Danielle Rose Collins / Caty McNally – Sinja Kraus / Melanie Klaffner

Das Programm beim Billie Jean King Cup USA – Österreich

Freitag, 14. April 2023, 24:00 Uhr MESZ: Beginn 1. Spieltag (live auf www.oetv.tv)
Samstag, 15. April 2023, 20:00 Uhr MESZ: Beginn 2. Spieltag (live auf www.oetv.tv)

© | GEPA pictures/ Walter Luger
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